Full text: Der Pyrmonter Kurgast (1914, Nr. 11)

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Der Pyrmonter Kurgast 
franse umzingelt. Die Tüll-Tunika bauscht sich an den Hüften, und die 
tüllbekleidete Taille ist vorne wie hinten spitzig ausgeschnitten, ohne Ärmel. 
Dazu ein die Taillenlinie verwischender, breiter, gefalteter Taffetgürtel und 
links, schräg gesetzt, eine etwa 25 Zentimeter lange Halbgirlande grellroter 
Rosen. Weiße Silberbrokatkleider rieseln in schimmernder Pracht, glatt um 
die Gestalt gespannt, mit lose darüber fallenden Hemden aus weißen Perlen— 
netzen, unter denen die kleine Spitzschleppe wie ein Schlänglein vorkommt. 
Aber das ganze kurze Abendkleid, selbst kostbarsten Materials, ist für den 
Sommergebrauch praktischer. Weite Filethemden mit breiten Goldeinsäͤtzen 
sind mit weißen Futteralunterkleidern sehr beliebt, während aus plissiertem 
Tüll viel Babykleider oder Buben-Schulschürzen hergestellt werden. Die 
Spitzen bleiben den Volantröcken reserviert, die oft bis hinauf mit Spitzen⸗ 
volants besetzt sind. Aus weißem und insbesondere rosigem Taffet, mit 
seinen Pfirsich- oder zarten Rosenblatttönen, stellt man ähnliche Volantröcke 
her, mit vorn in lange Spitzen auslaufenden Stiltaillen, über die ein breites 
Gürtelband gelegt wird. Ganz neu ist die Idee, weiße Gazekleider mit 
oerstreuten, eingewirkten, weißen Seidenbuketts von einer sehr breiten, hell—⸗ 
blauen Taffetschärpe mit langherabfallenden Enden lose zu umwinden, während 
am Halse ein schmales, schwarzes Samtband lose geknotet ist, sich in der 
Brustmitte kreuzt und dann vorn unter dem Rock verschwindet, so daß seine 
gleichfalls langen Enden dunkel vorschauen. Zu diesem Modell gibt es eine 
oorn spitzig und hinten rund ausgeschnittene Taille mit dichter, weißer 
pierrotkrause und durchsichtigen Blusenärmeln, die an den Gelenken gleich— 
falls von Krausenvolants begrenzt werden. Für spätere Nachmittagsstunden 
und kleine Diners gibt es entzückende Direktoirekleidchen aus sandfarbiger 
Faille, mit brochierten Blumen gleichen Tones und regelmäßig degradierten, 
altblauen oder altgrünen Streifen. Am Halse steigt, nur rückwärts, ein Steh— 
kragen auf, der aber auf halbem Weg entzwei gebrochen und wieder nach unten 
gebogen ist. Unter dem Sitzausschnitte lugt ein rostgelb vergilbtes Tüllhemdchen 
boor, der Rock bringt diskrete Panierraffung und im Gürtel ein Kleeblatt aus 
Nelken. Bei den Abendmänteln prägt sich die Sehnsucht nach Farbe deutlicher 
aus als im Toilettenbereiche. Man sieht viel Sommersamt, aber noch mehr 
roten Taffet, einfarbig oder changierend und breit mit schwarzem Samt 
besetzt. Dazu am Halse hohe Krausen aus langen, schwarz⸗rot gemengten 
Straußenfasern. Ferner rotgoldene Brokatmäntel, die rückwärts zwei Basch— 
likzipfel bilden, von denen mit Gold übersponnene, große rote Quasten herab— 
baumeln; auch hier am Halse eine rotmarineblau gemischte Rüsche aus 
Straußenfedern. Die Babypaletots (die aber beileibe nicht für Babys 
bestimmt sind) haben bauschige Blusenärmel, gleich dem Ganzen aus schwarzem 
oder weißem feinplissierten Punktentüll gebracht. Das Ganze ist am Halse 
zusammengezogen, und die Ausläufer formen eine Rüsche, um deren Fuß eine
	        
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