Der Pyrmonter Kurgast
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wir auf der hohen Stolle angelangt, uund noch einmal bot sich ein Blick zu
den fernen Weserbergen, die wir am Vormittage gesehen hatten, das Tal
lag aber verdeckt. Dann ging es allmählich bergab, die Stolle hinunter.
Wir hatten uns oben verweilt, um erst zum Abend nach Friedenstal hinunter—
zukommen, und dieser Abstieg auf dem Zickzackwege der Stolle bot an jeder
Wendung einen herrlichen Blick in das Pyrmonter Tal, das, von der
sinkenden Sonne vergoldet, zu unseren Füßen lag. Von hier aus kann
man die Schlaugenwindungen der Emmer durch das ganze Tal verfolgen,
zwischen Wiesen und Feldern, unter Brückenbogen hindurch, an Bäumen
und Büschen vorüber, hier und dort Gefälle bildend. Die fernen Berge
drüben, jetzt lilablau im Abenddunst, schieben sich massig hintereinander, bis
zum fernsten Zuge, dem Teutoburger Wald. Friedenstal lag schon im
Abendschatten des Königsberges. Auch hier, wo nachmittags viele Gäste
zu weilen pflegen, war es schon still geworden. Nachdem wir uns erfrischt
hatten, wanderten wir in der Abendkühle im dichten Walde des Königs—
berges heim, müde vom Tagesmarsch, aber das Herz noch voll der Sommer—⸗
freude. Und noch im Halbschlaf sah ich das Waldesgrün, die Sonnenblicke,
die Tannenwege, die Bergeshänge und hörte das Rauschen der Bäume,
das mich in Schlummer und Traum hinüberführte. — Und nun mein
lieber Freund, packen Sie Ihren Koffer so bald als möglich, und kommen
Sie hierher. Dann wandern wir Tag für Tag von hier aus in die Sommer—⸗
lust hinein. Diese stillen Wanderstunden werden Ihnen eine Erholung und
Erfrischung gewähren, wie Sie sie nirgends finden könnten. Also auf Wieder—⸗
sehen hier in Pyrmont!