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Der Pyrmonter Kurgast
Gibt es immer einen Riß
In der schönsten Plauderei,
Wenn mit einemmal vorbei
Nach 'ner großen Steigerung
Gänzlich der Orchesterschwung.
Doch die jungen Damen, die
Mit dem Herrn, der vis-à⸗vis
Mittags sitzt im Pensionat,
Um das Rondell früh und spat
Scherzend, schäkernd promenieren,
Tut es weniger genieren,
Wenn zu einem lieben Wort
Leise toͤnet ein Akkord,
Und das schüchtern — süße Ja
Nicht versinkt im Bumdara. —
Doch ist der letzte Ton verhallt,
Auf der Terrasse weiter schallt
Musik für die, die unsolid;
Die andern aber man bald sieht
Nach Hause wandeln froh und heiter.
Morgen — — ja, da geht's so weiter.
P. K.
surgast und Leser des „Pyrmonter Kurgast“.
J.
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Zwei Berliner Kapellmeister in Pyrmont.
Von Georg Richard Kruse, Berlin.
Unter den namhaften Musikern, die in Pyrmont weilten, nimmt heut
Friedrich Heinrich Himmel, dessen 100. Todestag kürzlich begangen wurde,
unser Interesse zuerst in Anspruch. Wenige Meilen von Berlin liegt ein
Landstädtchen, Treuenbrietzen genannt, das nicht weniger als drei nicht
unbedeutende Tondichter hervorgebracht hat, die alle in königlich preußischen
Diensten standen. Von ihnen genießt Himmel, geboren 1765, den Vorzug,
noch heut genannt und in einigen Tonwerken lebendig geblieben zu sein,
während seine beiden Landsleute fast völliger Vergessenheit anheimgefallen
sind. Christoph Nichelmann (1717—-4762) wurde als 2. Cembalist Friedrich