Full text: Nathan der Weise. (1854)

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Daß dieses Maͤdchen Eure Tochter war? — 
Es ist der Tempelherren Pflicht, dem Ersten 
Dem Besten beizuspringen, dessen Noth 
Sie sehen. Mein Leben war mir ohnedem 
In diesem Augenblicke lästig. Gern, 
Sehr gern ergriff ich die Gelegenheiitz 
Es für ein andres Leben in die Schanz 
Zu schlagen: fuͤr ein andres — wenn's auch nur 
Das Leben einer Jüdin wäre. J 
Nathan. 
Groß! 
Groß und abscheulich! — Doch die Wendung luaßft 
Sich denken. Die bescheidne Groͤße flüchtet 
Sich hinter das Abscheuliche, um der 
Bewundrung auszuweichen. — Aber wenn 
Sie so das Opfer der Bewunderung 
Verschmäht: was für ein Opfer denn verschmaͤht 
Sie minder? — Ritter, wenn Ihr hier nicht fremd, 
Und nicht gefangen waäͤret, würd' ich Euch 
So dreist nicht fragen. Sagt, befehlt: womit 
Kann man Euch dienen? 
Tempelherr. 
Ihr? Mit nichts. 
Nathan. 
Ich bin 
Ein reicher Mann. 
Cempelherr. 
Der reich're Jude war 
Mir nie der bessre Jude. 
Nathan. 
Dürft Ihr denn
	        
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