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Philotas.
3. Auftritt.
Strato. So war es Vorsatz, Prinz? — Aber als unser
Gefangener hattest Du kein Recht über Dich selbst.
Philotas. Sage das nicht, Strato! — Sollte die Freiheit
zu sterben, die uns die Götter in allen Umständen des Lebens
—— haben, sollte diese ein Mensch dem andern verkümmern
önnen? —
Ient O König! — Das Schrecken hat ihn versteinert!
önig!
Aridäus. Wer ruft?
Strato. König!
Aridäus. Schweig!
Strato. Der Krieg ist aus, König!
Aridäus. Aus? Das Lugst Du, Strato! — Der Krieg
ist nicht aus, Prinz! — Stirb nur! stirb! Aber nimm das
mit, nimm den quälenden Gedanken mit: Als ein waährer un—⸗
erfahrner Knabe hast Du geglaubt, daß die Väter alle von
einer Art, alle von der weichlichen, weibischen Art Deines Vaters
sind. — Sie sind es nicht alle! Ich bin es nicht! Was liegt
mir an meinem Sohne? Und denkst Du, daß er nicht eben
sowol zum Besten seines Vaters sterben kann als Du zum
Besten des Deinigen? — Er sterbe! Auch sein Tod erspare mir
das schimpfliche Lösegeld! — Strato, ich bin nun verwaist, ich
armer Mann! — Du hast einen Sohn; er sei der meinige! —
— Depn einen Sohn muß man doch haben. — Glübklicher
trato!
Philotas. Noch lebt auch Dein Sohn, König! und wird
leben! Ich hör' es!
Aridäus. Lebt er noch? — So muß ich ihn wieder haben.
Stirb Du nur! Ich will ihn doch wieder haben! und für Dich!
— Oder ich will Deinem todten py so viel Unehre, so viel
Schmach erzeigen lassen! — Ich will ihn —
Philotas. Den todten Körper! — Wenn Du Dich rächen
willst, König, so erwecke ihn wieder! —
Aridäus. Ach! — wo gerath' ich hin!
Philotas. Du dauerst mich! — Lebe wohl, Strato! Dort,
wo alle Tugendhaften Freunde und alle Tapferen Glieder eines
seligen Staates sind, im Elysium sehen wir uns wieder! — Auch
wir, König, sehen uns wieder —
Aridäus. Und versöhnt! — Prinz! —
Philotas. O, so empfanget meine triumphirende Seele, Ihr
Götter, und Dein Opfer, Göttin des Friedens! —