Full text: Nathan der Weise. (1854)

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5. Auftritt. 
Phisotas. 
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Parmenio. Und doch kann nur, Derjenige meinen blin— 
den Gehorsam heischen, dem die Erfahrung doppelte Augen 
gegeben. 
Philotas. Bald werde ich Dich also um Verzeihung bitten 
müssen. — Nun wohl, ich bitte Dich um Dergihung, Parmenio. 
Murre nicht, Alter! Sei wieder gut, alter Vater! — Du bist 
freilich klüger als ich. Aber nicht die Klügsten allein haben die 
besten Einfälle. Gute Einfälle sind Geschenke des Glückes, und 
das Glück, weißt Du wol, beschenkt den Jüngling oft lieber als 
den Greis. Denn das Glück ist blind. Blind, Parmenio, stock⸗ 
blind gegen alles Verdienst. Wenn es das nicht wäre, müßtest 
Du nicht schon lange Feldherr sein? 
Parmenio. Sieh, wie Du zu schmeicheln weißt, Prinz — 
Aber im Vertrauen, lieber Prinz! Willst Du mich nicht etwa 
bestechen? mit Schmeicheleien bestechen? 
Philotas. Ich, schmeicheln! Und Dich bestechen! Du bist 
der Mann, der sich bestechen läßt! 
Parmenio. Wenn Du so fortfährst, so kann ich es werden. 
Schon traue ich mir selbst nicht mehr recht! 
Philotas. Was wollte ich also sagen? — So einen guten 
Einfall nun, wollte ich sagen, als das Glück oft in das albernste 
Gehirn wirft, so einen habe auch ich jetzo ertappt. Blos er— 
tappt; von dem Meinigen ist nicht das Geringste dazu gekom⸗ 
men. Denn hätte mein Verstand, meine Erfindüngskraft einigen 
Antheil daran, würde ich ihn nicht gern mit Ddir uͤberlegen 
wollen? Aber so kann ich ihn nicht mit Dir überlegen; er ver— 
schwindet, wenn ich ihn mittheile, so znn so fein ist er, ich 
getraue mir ihn nicht in Worte zu kleiden; ich denke ihn nur, wie 
mich der Philosoph Gott zu denken gelehrt hat, und aufs Höchste 
könnte ich Dir nur sagen, was er nicht ist — Möglich zwar 
genug, daß es im Grunde ein kindischer Einfall ist, ein Einfall, 
den ich für einen glücklichen Einfall halte, weil ich noch keinen 
glücklichern gehabt habe. Aber mag er doch; kann etr nichts 
nützen, so kann er doch auch nichts schaden. Das weiß ich scpit 
es ist der unschädlichste Einfall von der Welt, so unschädlich als 
— als ein Gebet. Wirst Du deswegen zu beten unterlassen, 
weil Du nicht ganz gewiß weißt, ob Dir das Gebet helfen wird? 
— Verdirb mir immer also meine Freude nicht, Patmenio, ehr— 
licher Parmenio! Ich bitte Dich, ich umarme Dich — Wenn Du 
mich nur ein klein Wenig lieb hast — Willst Du? Kann ich mich
	        
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