Full text: Nathan der Weise. (1854)

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Ein Nichts, auf eines wilden Europaͤers 
Gesicht: — und du entkommst dem Feu'r, in Asien! 
Das waͤr' kein Wunder, wundersücht'ges Volk? 
Warum bemůht ihr denn noch einen Engel? 
Daja. 
Was schadet's — Nathan, wenn ich sprechen darf — 
Bei alle dem, von einem Engel lieber 
Als einem Menschen sich gerettet denken? 
Fühlt man der ersten unbegreiflichen 
Ursache seiner Rettung nicht sich so 
Viel naͤher? 
Nathan. 
Stolz! und nichts als Stolz! Der Topf 
Von Eisen will mit einer silbern Zange 
Gern aus der Gluth gehoben seyn, um selbst 
Ein Topf von Silber sich zu dünken. — Pah! — 
Und was es schadet, fragst du? was es schadet? 
Was hilft es? dürft' ich nur hinwieder fragen. — 
Denn dein „Sich Gott um so viel näher fühlen“ 
Ist Unsinn oͤder Gotteslaͤsterung. — 
Allein es schadet; ja, es schadet allerdings. — 
Kommt! hoͤrt mir zu. — Nicht wahr? dem Wesen, das 
Dich rettete, — es sey ein Engel oder 
Ein Mensch, — dem moͤchtet ihr, und du besonders, 
Gern wieder viele große Dienste thun? — 
Nicht wahr? — Nun, einem Engel, was für Dienste, 
Für große Dienste könnt ihr dem wohl thun? 
Ihr könnt ihm danken; zu ihm seufzen, beten; 
Könnt in Entzückung über ihn zerschmelzen; 
Könnt an dem Tage seiner Feier fasten, 
Almosen spenden. — Alles nichts. — Denn mich 
Lefsing, Werke. II.
	        
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