Full text: Nathan der Weise. (1854)

4. Austritt. 
Phirofas. 
183 
Ermuntre Dich! Wir Väter wollen uns unsere Söhne nicht 
lange vorenthalten. Mein Herold hält sich bereits fertig; er 
soll gehen und die Auswechslung beschleunigen. Aber Du weißt 
wol: freudige Nachrichten, die wir allein vom Feinde erfahren, 
scheinen Fallstrike. Man könnte argwohnen, Du seist vielleicht 
an Deiner Wunde gestorben. Es wird daher nöthig sein, daß 
Du selbst mit dem Herolde einen unverdächtigen Boten an 
Deinen Vater sendest. Komm mit mir! Suche Dir einen 
den Gefangenen, den Du Deines Vertrauens würdigen 
annst. — 
Philotas. So willst Du, daß ich mich vervielfältigt ver— 
abscheuen soll? In zedem der Gefangenen werde ich mich selbst 
erblicken. — Schenke mir diese Verwirrung. — 
Aridäus. Aber — 
Philotas. Unter den Gefangenen muß sich Parmenio be⸗ 
finden. Den schicke mir her; ich will ihn abfertigen. 
Aridäus. Wohl; auch so! Komm, Strato! Prinz, wir 
sehen uns bald wieder. 
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Vierter Austritt. 
Philotas. 
Philotas. Götter! Näher konnte der Blitz, ohne mich 
anz zu zerschmettern, nicht vor mir niederschlagen. Wunder— 
8 Götter! Die Flamme kehrt zurück; der Dampf verfliegt, 
und ich war nur betaͤubt. — So waͤr das mein ganzes Elend, zu 
83— wie elend ich hätte werden können? wie elend mein Vater 
urch mich? Nun darf ich wieder vor Dir erscheinen, mein Vater! 
Zwar noch mit niedergeschlagenen Augen; doch nur die Scham 
wird sie niederschlagen, nicht das brennende Bewußtsein, Dich 
mit mir ins Verderben gerissen zu haben. Nun darf ich nichts 
von Dir fürchten als einen Verweis mit Lächeln, kein stummes 
Trauern, keine durch die staͤrkere Gewalt der väterlichen Liebe 
erstickte Verwünschungen. — 
Aber — ja, bei dem Himmel! ich bin zu gütig gegen mich. 
Darf ich mir alle Fehler vergeben, die mir die ehe u ver⸗ 
geben scheint? Soll ich . nicht strenger richten, als r und 
mein Vater mich richten? Die Allzugütigen! — Sonst jede der 
traurigen Folgen meiner Gefangenschaft konnten die Götter
	        
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