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Mit nassen Augen bald gen Himmel, bald
Auf mich. Komm, sprach sie endlich, laß uns hier
Durch diesen Tempel in die Richte gehn!
Sie geht; ich folg' ihr, und mein Auge schweift
Mit Graus die wankenden Ruinen durch.
Nun steht sie wieder; und ich sehe mich
An den versunknen Stufen eines morschen
Altars mit ihr. Wie ward mir, als sie da
Mit heißen Thraänen, mit gerungnen Haänden,
Zu meinen Fuͤßen stürzte! ...
Sittah.
Gutes Kind!
Recha.
Und bei der Goͤttlichen, die da wohl sonst
So manch Gebet erhoͤrt, so manches Wunder
Verrichtet habe, mich beschwor; — mit Blicken
Des wahren Mitleids mich beschwor, mich meiner
Doch zu erbarmen! — Wenigstens, ihr zu
Vergeben, wenn sie mir entdecken müsse,
Was ihre Kirch' auf mich für Anspruch habe.
—A
(Unglücklichel — Es ahnte mir)
Recha.
Ich sey
Aus christlichem Geblüte; sey getauft;
Sey Nathans Tochter nicht; er nicht mein Vater! —
Gott! Gott! Er nicht mein Vater! — Sittah! Sittah!
Sieh mich auf's neu' zu deinen Füßen.
vittah.
Recha!
Nicht doch! steh auf! — Mein Bruder kommt! steh auf!