Full text: Nathan der Weise. (1854)

—199 
Mit nassen Augen bald gen Himmel, bald 
Auf mich. Komm, sprach sie endlich, laß uns hier 
Durch diesen Tempel in die Richte gehn! 
Sie geht; ich folg' ihr, und mein Auge schweift 
Mit Graus die wankenden Ruinen durch. 
Nun steht sie wieder; und ich sehe mich 
An den versunknen Stufen eines morschen 
Altars mit ihr. Wie ward mir, als sie da 
Mit heißen Thraänen, mit gerungnen Haänden, 
Zu meinen Fuͤßen stürzte! ... 
Sittah. 
Gutes Kind! 
Recha. 
Und bei der Goͤttlichen, die da wohl sonst 
So manch Gebet erhoͤrt, so manches Wunder 
Verrichtet habe, mich beschwor; — mit Blicken 
Des wahren Mitleids mich beschwor, mich meiner 
Doch zu erbarmen! — Wenigstens, ihr zu 
Vergeben, wenn sie mir entdecken müsse, 
Was ihre Kirch' auf mich für Anspruch habe. 
—A 
(Unglücklichel — Es ahnte mir) 
Recha. 
Ich sey 
Aus christlichem Geblüte; sey getauft; 
Sey Nathans Tochter nicht; er nicht mein Vater! — 
Gott! Gott! Er nicht mein Vater! — Sittah! Sittah! 
Sieh mich auf's neu' zu deinen Füßen. 
vittah. 
Recha! 
Nicht doch! steh auf! — Mein Bruder kommt! steh auf!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.