198
Wie sollen sie gelassen ihre Freunde
Auf einem andern wandeln sehn, — der ins
Verderben stürzt, ins ewige Verderben?
Es müßte moͤglich seyn, denselben Menschen
Zur selben Zeit zu lieben und zu hassen. —
Auch ist's das nicht, was endlich laute Klagen
Mich über sie zu führen zwingt. Ihr Seufzen,
Ihr Warnen, ihr Gebet, ihr Drohen hätt'
Ich gern noch länger ausgehalten; gern!
Es brachte mich doch immer auf Gedanken.
Die gut und nuͤtzlich. Und wem schmeichelt's doch
Im Grunde nicht, sich gar so werth und theuer,
Von wem's auch sey, gehalten fühlen, daß
Er den Gedanken nicht ertragen kann,
Er müss' einmal auf ewig uns entbehren!
Sittah.
Sehr wahr!
Recha.
Allein — allein — das geht zu weit!
Dem kann ich nichts entgegensetzen; nicht
Geduld, nicht Ueberlegung; nichts!
Sittah.
Was? wem?
Recha.
Was sie mir eben jetzt entdeckt will haben.
Sittah.
Entdeckt? und eben jetzt?
Recha.
Nur eben jetzt!
Wir nahten, auf dem Weg' hierher, uns einem
Verfallnen Christentempel. Plötzlich stand
Sie still; schien mit sich selbst zu kämpfen; blickte