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Recha.
Du sollst vergebens dich zu meiner Freundin,
Zu meiner Schwester nicht erboten haben.
Sittah.
Ich bin's ja! bin's! — Steh doch nur auf! Ich muß
Sonst Huͤlfe rufen.
Necha (die sich ermannt und aufsseht).
Ah! verzeih! vergieb! —
Mein Schmerz hat mich vergessen machen, wer
Du bist. Vor Sittah gilt kein Winseln, kein
Verzweifeln. Kalte, ruhige Vernunft
Will alles über sie allein vermögen.
Weß Sache diese bei ihr führt, der siegt!
Sittah.
Nun denn?
Recha.
Nein; meine Freundin, meine Schwester
Giebt das nicht zul! Giebt nimmer zu, daß mir
Ein andrer Vater aufgedrungen werde!
Sittah.
Ein andrer Vater? aufgedrungen? dir?
Wer kann das? kann das auch nur wollen, Liebe?
Recha.
Wer? Meine gute, boͤse Daja kann
Das wollen, — will das können. — Ja; du kennst
Wohl diese gute boͤse Daja nicht?
Nun, Gott vergeb' es ihr! — belohn' es ihr!
Sie hat mir so viel Gutes, — so viel Boͤses
Erwiesen!