Full text: Nathan der Weise. (1854)

187 
Der immer nur an beiden Enden schwaͤrmt; 
Bald viel zu viel, bald viel zu wenig thut — 
Auch das kann seyn! Verzeiht mir, Nathan. 
Nathan. 
Wenn 
Ihr so mich freilich fasset — 
Tempelherrt. 
Kurz, ich ging 
Zum Patriarchen! — hab' Euch aber nicht 
Genannt. Das ist erlogen, wie gesagt! 
Ich hab' ihm bloß den Fall ganz allgemein 
Erzählt, um seine Meinung zu vernehmen. — 
Auch das häͤtt' unterbleiben können: ja doch! — 
Denn kannt' ich nicht den Patriarchen schon 
Als einen Schurken? Konnt' ich Euch nicht selber 
Nur gleich zur Rede stellen? — Mußt' ich dex 
Gefahr, so einen Vater zu verlieren, 
Das arme Maͤdchen opfern? — Nun, was thut's? 
Die Schurkerei des Patriarchen, die 
So aͤhnlich immer sich erhält, hat mich 
Des nächsten Weges wieder zu mir selbst 
Gebracht. — Denn hoͤrt mich, Nathan; hoͤrt mich aus! — 
Gesetzt; er wüßt' auch Euern Namen: was 
Nun mehr, was mehr? — Er kann Euch ja das Maͤdchen 
Nur nehmen, wenn sie Niemands ist, als Euer. 
Er kann sie doch aus Eurem Hause nur 
Ins Kloster schleppen. — Also — gebt sie mir! 
Gebt sie nur mir; und laßt ihn kommen. Ha! 
Er soll's wohl bleiben lassen, mir mein Weib 
Zu nehmen. — Gebt sie mir; geschwind! — Sie sep 
Nun Eure Tochter, oder sey es nicht!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.