Full text: Nathan der Weise. (1854)

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Euch in die Arme mich zu werfen. Wie 
Ihr mich empfingt — wie kalt — wie lau — denn lau 
Ist schlimmer noch als kalt; wie abgemessen 
Mir auszubeugen Ihr beflissen war't; 
Mit welchen aus der Luft gegriffnen Fragen 
Ihr Antwort mir zu geben scheinen wolltet: 
Das darf ich kaum mir jetzt noch denken, wenn 
Ich soll gelassen bleiben. — Hört mich, Nathan! 
In dieser Gährung schlich mir Daja nach, 
Und warf mir ihr Geheimniß an den Kopf, 
Das mir den Aufschluß Eures raͤthselhaften 
Betragens zu enthalten schien. 
Nathan. 
Wie das? 
Tempelhert. 
Hoͤrt mich nur aus! — Ich bildete mir ein: 
Ihr wolltet, was Ihr eitimal nun den Christen 
So abgejagt, an einen Christen wieder 
Nicht gern verlieren. Und so fiel mir ein, 
Euch kurz und gut das Messer an die Kehle 
Zu setzen. 
Nathan. 
Kurz und gut? und gut? — Wo steckt 
Das Gute? 
Tempelherr. 
Hoͤrt mich, Nathan! — Allerdings: 
Ich that nicht recht! — Ihr seyd wohl gar nicht schuldig. — 
Die Närrin Daja weiß nicht, was sie spricht — 
Ist Euch gehässig — sucht Euch nur damit 
In einen boͤsen Handel zu verwickeln — 
Kann seyn! kann seyn! — Ich bin ein junger Laffe,
	        
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