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Nathan.
Ich steh' auf Kohlen, guter Bruder. Macht
Es kurz. Das Pfand! das mir vertraute Pfand!
Klosterbruder.
Sogleich, Herr Nathan. — Nun, der Patriarch
Versprach mir eine Siedelei auf Tabor,
Sobald als eine leer; und hieß inzwischen
Im Kloster mich als Laienbruder bleiben.
Da bin ich jetzt, Herr Nathan; und verlange
Des Tags wohl hundertmal auf Tabor. Denn
Der Patriarch braucht mich zu allerlei,
Wovor ich großen Ekel habe. Zum
Frempel:
Nathan.
Macht, ich bitt' Euch!
Klosterbruder.
Nun, es kommt! —
Da hat ihm jemand heut' in's Ohr gesetzt:
Es lebe hierherum ein Jude, der
Ein Christenkind als seine Tochter sich
Erzoͤge.
Wie?
Nathan (betroffen).
Klosterbruder.
Hoört mich nur aus! — Indem
Er mir nun auftraägt, diesem Juden stracks,
Wo moͤglich, auf die Spur zu kommen, und
Gewaltig sich ob eines solchen Frevels
Erzürnt, der ihm die wahre Sünde wider
Den heil'gen Geist bedünkt; — das ist, die Sünde,
Die aller Sünden größte Sünd' uns gilt;