Full text: Nathan der Weise. (1854)

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TDempelherr. 
Du weißt von Nathans Tochter, Sultan. Was 
Ich fuür sie that, das that ich, — weil ich's that. 
Zu stolz, Dank einzuernten, wo ich ihn 
Nicht saäete, verschmäht' ich Tag für Tag, 
Das Maͤdchen noch einmal zu sehn. Der Vater 
War fern; er kommt; er hoͤrt; er sucht mich auf; 
Er dankt; er wünscht, daß seine Tochter mir 
Gefallen moͤge; spricht von Aussicht, spricht 
Von heitern Fernen. — Nun, ich lasse mich 
Beschwatzen, komme, sehe, finde wirklich 
Fin Mädchen ... Ah, ich muß mich schämen, Sultan! — 
Saladin. 
Dich schämen? — daß ein Judenmadchen auf 
Dich Eindruck machte: doch wohl nimmermehr? 
Tempelherr. 
Daß diesem Eindruck, auf das liebliche 
Beschwätz des Vaters hin, mein rasches Herz 
So wenig Widerstand entgegensetzte! — 
Ich Tropf! ich sprang zum zweiten Mal ins Feuer. — 
Denn nun warb ich, und nun ward ich verschmaͤht. 
Saladin. 
Verschmaͤht? 
Tempelherr. 
Der weise Vater schlägt nun wohl 
Mich platterdings nicht aus. Der weise Vater 
Muß aber doch sich erst erkunden, erst 
Besinnen. Allerdings! That ich denn deas 
Nicht auch? Erkundete, besann ich den *77 
Mich erst nicht auch, als sie im Feuer schrie? —
	        
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