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Der die Vernunft erschaffen, nach Vernunft
Zu untersuchen? und das ewige
Gesetz der Herrlichkeit des Himmels nach
Den kleinen Regeln einer eiteln Ehre
Zu prüfen? — Doch hiervon genug. Was ist
Es denn, worüber unsern Rath für jetzt
Der Herr verlangt?
Tempelherr.
Gesetzt, ehrwürd'ger Vater,
Ein Jude hätt' ein einzig Kind, — es sey
Ein Mädchen, — das er mit der groͤßten Sorgfalt
Zu allem Guten auferzogen, das
Er liebe mehr als seine Seele, das
Ihn wieder mit der froͤmmsten Liebe liebe.
Und nun wüuͤrd' unser einem hinterbracht,
Dieß Maͤdchen sey des Juden Tochter nicht;
Er hab' es in der Kindheit aufgelesen,
Gekauft, gestohlen, — was Ihr wollt; man wisse,
Das Maͤdchen sey ein Christenkind, und sey
Getauft; der Jude hab' es nur als Jüdin
Erzogen; lass' es nur als Jüdin und
Als seine Tochter so verharren: — sagt,
Ehrwürd'ger Vater, was wär' hierbei wohl
Zu thun?
Ppat riarch.
Mich schaudert! — Doch zu allererst
Erklaͤre sich der Herr, ob so ein Fall
Ein Faktum oder eine Hypothes.
Das ist zu sagen: ob der Herr sich das
Nur bloß so dichtet, oder ob's geschehn,
Und fortfährt zu geschehn.