Full text: Nathan der Weise. (1854)

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Noch denk' ich uͤber jenen Punkt, wie ich 
Sedacht, und wollt' um alles in der Welt 
Die gute Meinung nicht verlieren, deren 
Mich ein so grader, frommer, lieber Mann 
Einmal gewürdiget. — Ich komme bloß, 
Den Patriarchen über eine Sache 
Um Rath zu fragen .. 
kin Ritter, einen — 
Klosterbruder. 
Ihr den Patriarchen? 
Pfaffen? (Sich schuͤchtern umsehend.) 
Tempelherr. 
Ja; — die Sach' 
Ist ziemlich pfäffisch. 
Klosterbruder. 
Gleichwohl fragt der Pfaffe 
Den Ritter nie, die Sache sey auch noch 
So ritterlich. 
Tempelherr. 
Weil er das Vorrecht hat, 
Sich zu vergehen: das unser einer ihm 
Nicht sehr beneidet. — Freilich, wenn ich nur 
Fuͤr mich zu handeln haͤtte; freilich, wenn 
Ich Rechenschaft nur mir zu geben hätte: 
Was braucht' ich Euers Patriarchen? Aber 
Gewisse Dinge will ich lieber schlecht, 
Nach andrer Willen, machen; als allein 
Nach meinem, gut. — Zudem, ich seh' nun wohl, 
Religion ist auch Partei; und wer 
Sich drob auch noch so unparteiisch glaubt, 
Haͤlt, ohn' es selbst zu wissen, doch nur seiner
	        
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