Full text: Nathan der Weise. (1854)

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Achter Auftritt. 
Die Scene: unter 
den Palmen, in der Nähe des Klosters, wo der 
Tempelherr Nathaus wartet. 
Tempelherr 
( geht, mir sich selbst kämpfend, auf und ab; bis er losbricht). 
Hier hält das Opferthier ermüdet still. — 
Nun gut! Ich mag nicht, mag nicht näher wissen, 
Was in mir vorgeht; mag voraus nicht wittern, 
Was vorgehn wird. — Genug, ich bin umsonst 
Geflohn; umsonst. — Und weiter konnt' ich doch 
Auch nichts, als fliehn! — Nun komm, was kommen soll!— 
Ihm auszubeugen, war der Streich zu schnell 
Gefallen; unter den zu kommen, ich 
So lang' und viel mich weigerte. — Sie sehn, 
Die ich zu sehn so wenig lüstern war, — 
Sie sehn, und der Entschluß, sie wieder aus 
Den Augen nie zu lassen. — Was Entschluß? 
Entschluß ist Vorsatz, That: und ich, ich litt', 
Ich litte bloß. — Sie sehn, und das Gefühl, 
An sie verstrickt, in sie verwebt zu seyn, 
War eins. — Bleibt eins. — Von ihr getrennt 
Zu leben, ist mir ganz undenkbar; wär' 
Mein Tod, — und wo wir immer nach dem Tode 
Noch sind, auch da mein Tod. — Ist das nun Liebe: 
So — liebt der Tempelritter freilich, — liebt 
Der Christ das Judenmädchen freilich. — Hm! 
Was thut's? — Ich hab' in dem gelobten Lande, 
Und drum auch mir gelobt auf immerdar! — 
Der Vorurtheile mehr schon abgelegt. —
	        
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