Full text: Nathan der Weise. (1854)

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Bis daß der rechte Ring den Mund eroͤffne? — 
Doch halt! Ich hoͤre ja, der rechte Ring 
Besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen; 
Vor Gott und Menschen angenehm. Das muß 
Entscheiden! Denn die falschen Ringe werden 
Doch das nicht koͤnnen! — Nun, wen lieben zwei 
Von euch am meisten? — Macht, sagt an! Ihr schweigt? 
Die Ringe wirken nur zurück? und nicht 
Nach außen? Jeder liebt sich selber nur 
Am meisten? — O so seyd ihr alle drei 
Betrogene Betrüger! Eure Ringe 
Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring 
Vermuthlich ging verloren. Den Verlust 
Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater 
Die drei für einen machen. 
*‘aladin. 
Herrlich! herrlich! 
Uathan. 
Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr 
Nicht meinen Rath, statt meines Spruches, wollt: 
Geht nur! — Mein Rath ist aber der: ihr nehmt 
Die Sache voͤllig wie sie liegt. Hat von 
Euch jeder seinen Ring von seinem Vater: 
So glaube jeder sicher seinen Ring 
Den echten. — Moͤglich, daß der Vater nun 
Die Tyrannei des einen Rings nicht länger 
In seinem Hause dulden wollen! — Und gewiß, 
Daß er euch alle drei geliebt, und gleich 
Geliebt: indem er zwei nicht druͤcken moͤgen, 
Um einen zu begünstigen. — Wohlan! 
Es eifre jeder seiner unbestochnen 
Lessing, Werke. IIl,
	        
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