Full text: Nathan der Weise. (1854)

106 
Ihn hingeworfen; oder wenn er bleibt, 
Bleibt er aus Einsicht, Gründen, Wahl des Bessern. 
Wohlan! so theile deine Einsicht mir 
Denn mit. Laß mich die Gründe hoͤren, denen 
Ich selber nachzugrübeln nicht die Zeit 
Gehabt. Laß mich die Wahl, die diese Gruͤnde 
Bestimmt, — versteht sich, im Vertrauen — wissen, 
Damit ich sie zu meiner mache. — Wie? 
Du stutzest? wägst mich mit dem Auge? — Kann 
Wohl seyn, daß ich der erste Sultan bin, 
Der eine solche Grille hat, die mich 
Doch eines Sultans eben nicht so ganz 
Unwuͤrdig dünkt. — Nicht wahr? So rede doch! 
Sprich! — Oder willst du einen Augenblick, 
Dich zu bedenken? Gut, ich geb' ihn dir. — 
(Ob sie wohl horcht? Ich will sie doch belauschen; 
Will hoören, ob ich's recht gemacht. —) Denk' nach! 
Geschwind denk' nach! Ich sänme nicht, zuruͤck 
Zu kommen. 
(Er geht in das Nebenzimmer, nach welchem sich Sittah begeben.) 
Sechster Auftritt. 
Nathan (allein). 
Hm! Hm! — wunderlich! — Wie ist 
Mir denn? — Was will der Sultan? was? Ich bin 
Auf Geld gefaßt und er will — Wahrheit. Wahrheit! 
Und will sie so, — so baar, so blank, — als ob 
Die Wahrheit Münze waͤre! — Ja, wenn noch 
Uralte Münze, die gewogen ward! —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.