Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

F. 
diesen Erfolgen. Oesterreich, das selbst zu viel Interessen hier in 
Italien hatte, rüstete, obwohl sehr spät, doch mit dem Aufgebot aller 
seiner Kräfte und Mittel. Prinz Eugen aber warf den an sich 
fähigen Catinat, dann den an seine Seite gestellten unfähigen 
Villeroy aus allen Theilen wieder heraus, welche sie in Oberitalien 
hesetzt hatten. 
Aber das nicht allein, seine Siege hatten endlich das erreicht, 
vas keinem der österreichischen Staatsmänner bisher geglückt war. 
Sie hatten Oesterreich an einer Stelle Sympathien erweckt, an 
velcher bisher nur das Gegentheil fühlbar gewesen war. Das 
Parlament in England, an dessen Zustimmung König Wilhelm als 
Fremder immer sehr stark gebunden war, bewilligte gerade wegen 
dieser Siege am 24. Juni 1701 die vom König verlangten Gelder 
zur Aufstellung einer Armee, die im Uebrigen fast ganz aus in Sold 
genommenen fremden Truppen bestand. Am 14. Juli landete König 
Wilhelm selbst im Haag und trat nunmehr offen als Alliirter des 
Zaisers auf. Den Oberbefehl über sämmtliche Armeen der Koalition, 
den Oesterreich ihm jetzt etwas verspätet anbot, lehnte er andererseits 
ab, um sich auch jetzt noch freie Hand zu behalten. Auch wurde 
es noch August, bis sich die Verhältnisse überhaupt ernster ge— 
stalteten, wenngleich schon vorher französischerseits von der Maas 
bis zur Schelde eine große Befestigungslinie hergestellt wurde. 
Erst im August erklärte Frankreich, es erkenne überhaupt keine An— 
sprüche Oesterreichs mehr an, erst da landeten die ersten englischen 
Truppen in Holland, ja es dauerte noch bis zum 7. September, 
hevor König Wilhelm den Vertrag zu Loo zwischen England, Holland 
und Oesterreich zu Stande brachte, in welchem gegenseitige Unter— 
stützung beschlossen wurde. Oesterreich zögerte sogar da noch, weil 
»s den Vertrag nur als nothwendiges Uebel ansehen zu können 
glaubte, und ratifizirte ihn erst im Oktober. Es war gut, daß 
König Ludwig XIV. sich durch die ebenso unpolitische als un— 
aöthige Anerkennung des vertriebenen Königs Jacob III. die 
Sympathien in England für immer gründlich selbst verdarb. Jetzt 
bewilligte das Parlament Alles, was König Wilhelm für den Krieg 
nit Frankreich für nöthig hielt. 
König Ludwig sah seinen Fehler bald ein, ebenso war er aber 
auch schnell entschlossen, Alles zu thun, um auch jetzt noch so viele 
Vortheile an sich zu reißen, als möglich war. Am 20. November 
rückte eine französische Armee in die cölnischen Lande ein und legte
	        
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