Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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die zehn Söhne des Landgrafen sämmtlich mit in den Krieg zogen, 
drei davon ihre Treue mit dem Leben bezahlten, und Andere, nament— 
lich der geniale Reiterführer Erbprinz Friedrich, geradezu kostbar 
wurden für die Armee Marlboroughs, auch das hessen-casselsche 
Fürstenhaus vermochte nur wenig Truppen selbst zu unterhalten. 
Wir treffen daher ihre Haupttheile immer bei der holländischen 
oder englischen Armee und zwar oft so genau verbunden, daß ihre 
Kriegsgeschichte mit derjenigen der Holländer oder Engländer zu⸗ 
sammenfällt. Nur selten tritt der einzelne Truppentheil als be— 
sonderes Ganze auf oder kämpft unmittelbar für die kaiserliche Sache. 
Für König Ludwig mußte es nunmehr darauf ankommen, sich 
möglichst überall in Besitz der seinem Hause zugefallenen Erbschaft 
zu setzen. In Spanien, in Mailand, Neapel und Sizilien sowie 
in den außereuropäischen Kolonien gelang ihm dies ohne Weiteres, 
nachdem der Herzog von Anjou als König Philipp V. am 20. Dezember 
1700 in Madrid seinen Einzug gehalten hatte und von allen 
spanischen Behörden anerkannt worden war. 
In den Spanischen Niederlanden marschirten zuerst einige kleinere 
oder größere Detachements nach den festen Plätzen, welche zwar 
holländische Besatzungen, aber spanische Kommandanten hatten. 
Diese ließen sie ein, übergaben ihnen die wichtigsten Werke und 
überwiesen den Holländern die Bewachung der Zenghäuser. Am 
18. Februar 1701 erfolgte dann der Einmarsch einer stärkeren 
Armee in die Spanischen Niederlande, alle Plätze wurden endgiltig 
von den Franzosen besetzt, die holländischen Truppen fast wie Kriegs— 
gefangene behandelt. Dazu kam, daß auch der Erzbischof von Cöln 
und Lüttich, Bruder des Kurfürsten von Bayern, sich verpflichtet 
hatte, die in seinen Gebieten liegenden Festungen am Rhein durch 
französische Truppen besetzen zu lassen. Wenn dies jetzt noch 
unterblieb, so bedurfte es doch nur einer Aufforderung, und Frank— 
reich konnte auch hier ohne Weiteres eine Besetzung vornehmen, die 
ihm eine vorzügliche Operationsbasis nach Osten verschaffte. 
Nicht so rasch waren die Fortschritte Königs Ludwig XIV. in 
Italien, soweit es die eigentliche Besitznahme der dortigen Erbschaft 
betraf. Zwar besetzte Catinat mit einer starken Armee das 
Mailändische, während das wichtige Mantua, der Zugang zur 
Lombardei, ihm durch den Herzog von Savoyen in die Hände ge— 
spielt wurde. Dieser, ein unruhiger Kopf, war mühelos für das 
französische Interesse gewonnen worden. Dennoch blieb es bei
	        
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