seine Ansprüche. Der Kurfürst von Bayern, der seit dem Ryswicker
Frieden die Statthalterschaft der Spanischen Niederlande führte, war
längst für Frankreich gewonnen, namentlich da Oesterreich jede Zu⸗
wendung eines Theiles der spanischen Erbschaft an Bayern ver—
weigerte. König Ludwig hatte mit Kurfürst Max Emanuel sogar
einen Geheimvertrag abgeschlossen, wonach im Kriegsfalle alse
Festungen in den Spanischen Niederlanden durch französische Truppen
besetzt werden sollten.
In den übrigen deutschen Staaten erleichterte das unkluge Ver⸗
halten des Wiener Hofes und namentlich auch der Einfluß der
Jesuiten, der das alte Mißtrauen bei den protestantischen Ständen
immer wieder aufleben ließ, ganz ausnehmend die Intriguen von
französischer Seite. Die meisten Reichsstände hätten sich am liebsten
für neutral erklärt, nur sehr wenige befanden sich mit ihren Syin—
pathien auf österreichischer Seite. Endlich war Deutschland seit dem
Dreißigjährigen Kriege und den anderen Kriegen des 17. Jahr—
hunderts derartig verarmt, daß sehr viele Staaten nichts mehr und
nichts weniger von ihren Truppenkörpern beibehalten konnten als
die Stämme und einige Wachttruppen. Für einen großen Krieg
war nirgends mehr Geld vorhanden, es galt daher einzig nur, sich
darüber zu entscheiden, woher man solches Geld erhalten könne und
wolle. Gerade in dieser Beziehung war neben Frankreich natürlich
wieder England-Holland derjenige Staat, der leistungsfähig sein
mußte, und es war mindestens unweise von Oesterreich, sich
diesen Staaten gegenüber nicht entgegenkommender zu zeigen. Jetzt
trat zwar England-Holland infolge der weiteren Ereignisse mit
auf die Seite Oesterreichs, aber immer nur zögernd und seine
eigenen Interessen betonend. Das Verhältniß der beiden nun in
erster Linie engagirten Staaten zu einander wurde auch nicht dadurch
besser, daß die österreichischen Kassen leer, diejenigen der Holländer und
Engländer überreich gefüllt waren. Nur Prinz Eugen von Savoyen
verstand es, das oft unerträgliche Abhängigkeitsverhältniß günstiger
zu gestalten.
Die Folge von dergleichen Zuständen war in Bezug auf die
Reichsstände natürlich die, daß sie keinen Mann mehr, als sie ver—
pflichtet waren, zu der Reichsarmee stellten. Es kämpften ihre Truppen
vielmehr zum größten Theil in der holländischen oder englischen Armee.
Auch das hessen-casselsche Fürstenhaus, obwohl es sich mit
all seinen Kräften dem Kaiser zur Verfügung stellte, und obwohl