Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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erst dasjenige der Bourbonen. Spanien hatte an sich zwar schon 
längst an seiner Bedeutung verloren, aber es war doch selbst nur 
mit seinen europäischen Provinzen noch immer einer der größten 
Staaten. Außer dem eigentlichen Spanien gehörten noch Neapel, 
Mailand und die Spanischen Niederlande*k) zu ihm, und dazu kamen 
jene unermeßlichen Besitzungen in Amerika und Indien, die es später 
zum Theil an England, zum Theil an die Nordamerikanische Union 
verlieren sollte. Ein Familiengesetz für die Thronfolge existirte 
leider nicht, und so hatten Ludwigs Machenschaften, die schon von 
langer Hand herrührten, um so mehr Erfolg, als das Haus 
Wittelsbach sich durch Versprechungen abfinden ließ, das Haus 
Habsburg aber ebenso wenig zielbewußt und energisch sein Recht 
wahrte wie früher. Die Ppolitik Oesterreichs, bei dieser Frage 
einfach jede andere als unberechtigt zu erklären und weder einer 
Theilung noch Abfindung in irgend welchem Punkte zuzustimmen, 
war bei dem oft geradezu brüsken Ton seiner Unterhändler nicht 
geeignet, Vertrauen oder Zuneigung zu erwerben. Selbst England, 
auf dessen Thron der ebenso energische wie glückliche erste Oranier 
in großer Machtfülle saß und als gleichzeitiger Erbstatthalter der 
Niederlande so recht geeignet war, Frankreichs Rivale zu sein, wurde 
nur abgestoßen von der wenig klugen Art des Wiener Hofes. König 
Ludwig brachte es bereits 1698 zu Wege, daß England⸗Holland 
mit ihm wegen Spaniens einen seine Ansprüche unterstützenden 
Vertrag abschloß, und als König Carl 11. im November dieses 
Jahres ein (erstes) Testament unterzeichnete, worin er den jungen 
Kurprinzen von Bayern zum Erben aller seiner Staaten bestimmte, 
daß England am 17. März 1700 einen zweiten Vertrag mit ihm 
schloß. Bei letzterem wurde weder Spanien noch Oesterreich zur 
Theilnahme eingeladen, ja das Wiener Kabinet wurde sogar nur 
aufgefordert, den Vertrag binnen drei Monaten anzuerkennen. Als 
dies nicht geschah und Oesterreich in Spanien selbst auch noch die 
Stimmung des Volkes gegen sich aufbrachte, war es kein Wunder, 
daß am 2. Oktober König Carl schon halb sterbend zur Unter— 
zeichnung eines neuen Testaments bestimmt wurde, welches sich nun 
einzig mit Frankreich beschäftigte. Einen Monat darauf erfolgte 
der Tod des Königs Carl II. 
Nach dem Völkerrechte war der Streit zu Gunsten Frankreichs 
entschieden, aber auch sonst standen die Chancen günstig genug für 
x*) Ungefähr das heutige Belgien.
	        
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