Im unächsten Jahre erfolgte abermals die Vereinigung der
Hauptkräfte auf alliirter Seite in den Niederlanden, doch bewegten
sich die Ereignisse nur langsam vorwärts, und nach längerem Ver—
weilen bei Lüttich rückten die Hessen am 9. September wieder zu
der Armee des Markgrafen von Baden ab, worauf sie in der Pfalz
im Verbande derselben thätig waren. Bedeutende Ereignisse fehlten
aber auch hier.
Im folgenden Jahre wiederholte sich der Marsch der Hessen
nach den Niederlanden, und zwar nach Brüssel. Der am 30. Oktober
zu Ryswick abgeschlossene Friede beendete aber die Operationen,
welche auf die Abwehr einer feindlichen Belagerung von Brüssel
ibgezielt hatten, ganz.
Der mit Mord und Brand begonnene Krieg war beendet, hatte
aber, wie angedeutet worden ist, mehr in gegenseitigen Schachzügen
seine Erledigung gefunden, als in großen Schlägen. Er hatte trotz—
dem viel, ja ungeheuer viel Blut gekostet und seine Verheerungen
vielleicht weiter verbreitet als ein Krieg, der die Entscheidungen
selbst sucht. Beide Theile hatten ihre Kräfte nie voll eingesetzt, und
erst der nächste Krieg, der leider in nicht zu weiter Ferne war,
'ollte die eigentliche Entscheidung bringen.
Drittes Kapitel.
Der Bpanilsche Erbfolgekrieg (1701 bis 1713).
Der Spanische Erbfolgekrieg war der Entscheidungskampf der
anderen Staaten Europas gegenüber den Uebergriffen, die sich Frank—
reich unter Ludwig XIV. bisher erlaubt hatte. König Ludwig hatte
wieder auf die Uneinigkeit seiner Gegner vertraut und abermals das
Recht gebeugt, um für sein Haus neue Gebiete zu erwerben. Er hatte
es durch seine schlauen Machenschaften durchgesetzt, daß der kinder—
lose und an unheilbarer Krankheit leidende König Carl II. von
Spanien den 17jährigen Herzog von Anjou, Enkel Königs
Ludwig XIV., zum Erben der ungetheilten spanischen Monarchie
machte. Und doch kam in erster Linie als erbberechtigt in Betracht
das Haus Wittelsbach, in zweiter das Haus Habsburg, in dritter