worden ist, jedoch ebenso wohl in den Ansichten und Verhältnissen
der damaligen Zeit ihre Erklärung finden müßte. England und
Holland bedeuteten für dieselben gerade so viel, wie ihre Hülfsgelder
reichten, und noch in den Kriegen Friedrichs des Großen hing viel
davon ab, welche Partei in England Hülfe finden konnte. Jede
kriegführende Partei in Europa hatte damit mehr oder weniger
zu thun, und erst die Kriege der französischen Revolution schufen
darin Wandel.
Der Abmarsch der hessischen Truppen war erfolgt, weil die
Nachricht eingelaufen war, daß der Marschall Villeroy nach den
Niederlanden abmarschirt sei. Der Markgraf von Baden hatte ein⸗
— sich gehen würden. Am
30. Juli marschirten die Hessen mit hannöverischen und lünebur
gischen Truppen unter Befehl des Feldmarschalls Grafen v. der Lippe
nach Flandern ab, etwa 20000 Mann stark, und langten am
17. August vor Namur an.
Diese 1692 von König Ludwig eingenommene Festung bildete
bei den damaligen Operationen für beide Theile den Angelpunkt
ihrer Anstrengungen. Die vorläufig noch auf die Vertheidigung
angewiesenen französischen Armeen unter Villeroy (30 000 Mamn)
und Boufflers (12 000 Mann) hatten frühzeitig eine befestigte
Stellung von Coutray bis zur Schelde eingenommen, und
König Wilhelm JIII. im Verein mit dem Kurfürsten Max Emanuel
von Bayern sowie mit einem Theilkorps aus brandenburgisch⸗
holländischen Truppen unter General v. Heyden war es gelungen,
Namur einzuschließen, während ein Beobachtungskorps unter dem
Herzog von Vaudemont den feindlichen Armeen gegenüber ge—
blieben war. Schon war dieser von Villeroy zurückgedrängt, als
die Stadt Namur selbst kapitulirte (4. August). In dieser Lage der
Dinge kamen die Hessen zu der alliirten Armee. Die Befestigungen
der Citadelle Namur waren noch zu bewältigen. General Coe—
horn, berühmt durch seine glückliche Rivalität als Meister der Be—
festigungs⸗ und Belagerungskunst neben dem berühmten französischen
General Vauban, leitete den Angriff. Am 30. August erfolgte
der Sturm, und das II. Bataillon des Leib-Regiments zu Fuß
nahm an ihm rühmlichsten Antheil und eroberte die Contreskarpe
von der Kasotte. Am 1. September kapitulirte die Festung, ohne
daß der Gegner es hatte verhindern können, worauf die Hessen am
3. September wieder nach dem Rhein zurückmarschirten.
zelagerung von
Namur, 1695.