wirkte das feindliche Geschützfeuer jetzt schlimmer, namentlich wurde
der „große Ravelin“ fast ganz zerstört und eine Mauer so stark
mitgenommen, daß sie mit ihren Trümmern einen Theil des Grabens
füllte. Der Feind versuchte auch sofort dort einzudringen, glück—
licherweise waren aber die ihm dafür zur Verfügung stehenden
Kräfte zu schwach, und es gelang der Besatzung der angrenzenden
Werke, den eindringenden Feind wieder nach kurzer Zeit zurück—
zuwerfen und die Lücken an dem Werke zu schließen.
Während der Beschießung hatte die Festung das Feuer überall
energisch beantwortet und auch manchen Schaden in den feindlichen
Batterien angerichtet. Dennoch hielt General v. Görz es jetzt an
der Zeit, mit einem größeren Ausfall den Versuch zur Zerstörung
der feindlichen Angriffslinien, die immer drohender herangekommen
waren, zu machen. Der Erfolg war auch ein vollkommener. In
heftigem Kampfe gelang es, durch ein besonderes Mineurkommando
die Laufgräben einzuwerfen, während die Ausfallkolonnen bis auf
die Biebernheimer Höhe vordrangen und die feindlichen Batterien
selbst ernstlich bedrohten.
Der Feind rächte sich freilich sehr bald durch heftige Beschießung,
die nun an mehreren Stellen Breschen legte. Marschall de Choisy
glaubte sogar bereits, die Zeit sei gekommen, wo aller Widerstand
unmöglich wäre, und ließ die Festung zur Uebergabe auffordern.
General v. Görz antwortete kurz genug, wenn er die Zeit dafür
gekommen erachte, werde er es den Franzosen selbst wissen lassen,
eine Antwort, die dem Marschall wohl wenig gefallen haben mag.
Die Festung hatte bereits am 21. Dezember Nachricht von der
Versammlung des Entsatzkorps bei Coblenz, der Feind aber wohl
auch. Am 27. Dezember leitete heftiges Geschützfeuer einen neuen
Sturm ein, noch heftiger, als der am 22. Dezember gewesen war.
Drei Kolonnen, je 1000 Mann stark, an ihrer Spitze immer vier
Grenadier-Kompagnien von den besten Truppen, gingen vor gegen
Speifeuer, Dachsloch und die zwischen ihnen liegende Lünette, jede
Kolonne gefolgt von starker Reserve. Im Speifeuer befehligte
Godenius, im Dachsloch Major v. Sacken, Letzterer an der Spitze
oon zwei Kompagnien des Leib-Regiments. General v. Görz hatte
die umfassendsten Maßregeln getroffen, um diesen wahrscheinlich ent—
scheidenden Angriff abzuwehren. 2000 Mann waren als Reserve
im Schlosse zusammengezogen, und der Befehl lautete dahin, daß,
wenn die Festung nicht mehr zu retten sei, alle Truppen in das
X