Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

wirkte das feindliche Geschützfeuer jetzt schlimmer, namentlich wurde 
der „große Ravelin“ fast ganz zerstört und eine Mauer so stark 
mitgenommen, daß sie mit ihren Trümmern einen Theil des Grabens 
füllte. Der Feind versuchte auch sofort dort einzudringen, glück— 
licherweise waren aber die ihm dafür zur Verfügung stehenden 
Kräfte zu schwach, und es gelang der Besatzung der angrenzenden 
Werke, den eindringenden Feind wieder nach kurzer Zeit zurück— 
zuwerfen und die Lücken an dem Werke zu schließen. 
Während der Beschießung hatte die Festung das Feuer überall 
energisch beantwortet und auch manchen Schaden in den feindlichen 
Batterien angerichtet. Dennoch hielt General v. Görz es jetzt an 
der Zeit, mit einem größeren Ausfall den Versuch zur Zerstörung 
der feindlichen Angriffslinien, die immer drohender herangekommen 
waren, zu machen. Der Erfolg war auch ein vollkommener. In 
heftigem Kampfe gelang es, durch ein besonderes Mineurkommando 
die Laufgräben einzuwerfen, während die Ausfallkolonnen bis auf 
die Biebernheimer Höhe vordrangen und die feindlichen Batterien 
selbst ernstlich bedrohten. 
Der Feind rächte sich freilich sehr bald durch heftige Beschießung, 
die nun an mehreren Stellen Breschen legte. Marschall de Choisy 
glaubte sogar bereits, die Zeit sei gekommen, wo aller Widerstand 
unmöglich wäre, und ließ die Festung zur Uebergabe auffordern. 
General v. Görz antwortete kurz genug, wenn er die Zeit dafür 
gekommen erachte, werde er es den Franzosen selbst wissen lassen, 
eine Antwort, die dem Marschall wohl wenig gefallen haben mag. 
Die Festung hatte bereits am 21. Dezember Nachricht von der 
Versammlung des Entsatzkorps bei Coblenz, der Feind aber wohl 
auch. Am 27. Dezember leitete heftiges Geschützfeuer einen neuen 
Sturm ein, noch heftiger, als der am 22. Dezember gewesen war. 
Drei Kolonnen, je 1000 Mann stark, an ihrer Spitze immer vier 
Grenadier-Kompagnien von den besten Truppen, gingen vor gegen 
Speifeuer, Dachsloch und die zwischen ihnen liegende Lünette, jede 
Kolonne gefolgt von starker Reserve. Im Speifeuer befehligte 
Godenius, im Dachsloch Major v. Sacken, Letzterer an der Spitze 
oon zwei Kompagnien des Leib-Regiments. General v. Görz hatte 
die umfassendsten Maßregeln getroffen, um diesen wahrscheinlich ent— 
scheidenden Angriff abzuwehren. 2000 Mann waren als Reserve 
im Schlosse zusammengezogen, und der Befehl lautete dahin, daß, 
wenn die Festung nicht mehr zu retten sei, alle Truppen in das 
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