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Biebernheimer Höhe aus nach dem Städtchen herunterstieg, ging
eine andere, gefolgt von der Reserve, gegen Speifeuer und Gegend
vor. Es war bereits 11 Uhr abends, als sich dieselbe bei Biebern—
heim in aller Stille sammelte und nun über die Laufgräben den
Werken näherte. Von General v. Görz, der glücklicherweise durch
Gefangene von der Nähe dieses Sturmes gehört hatte, war Befehl
gegeben, die Angriffskolonne bis auf kürzeste Entfernung heran—
kommen zu lassen und erst auf ein von der Ernstschanze aus ge—
gebenes Signal unter Feuer zu nehmen. Der Befehl wurde
pünktlich vollzogen, und als nun die französischen Grenadiere das
Glacis erreichten, empfing sie ein so wirksames Salvenfeuer, daß sie
sofort wieder Kehrt machten. Während nun ein furchtbares Feuer
die ganze Linie entlang tobte, brachen die vier Kompagnien des
Leib-Regiments unter Major v. Sacken von dem Trarbacher
Thor hervor und warfen sich in heftigem Stoße auf die linke freie
Flanke der Franzosen. In völliger Auflösung wichen diese nach
Biebernheim zurück, während die Kompagnien des Leib-Regiments
ihnen auf dem Fuße folgten. Schon drangen diese in Biebernheim
selbst ein, als die feindliche Reserve vorging und sie wieder zurück—
trieb. In heftigem Kampfe, Mann an Mann, gelang es nur noch,
das bergende Festungsthor zu erreichen, und mancher Verlust war
dabei zu beklagen. Kaum war dies geschehen, als der feindliche
Sturmversuch sich wieder erneuerte und noch zweimal die Stand—
haftigkeit der Vertheidiger auf die Probe stellte. Mehrere Stunden
lang tobte noch der Kampf, von beiden Seiten mit Erbitterung durch—
gefochten. General v. Görz, der sich im Speifeuer aufhielt und
von da überall eingriff, wo die Gefahr am höchsten war, konnte
nicht genug Rühmens von der Tapferkeit seiner Truppen melden.
Und als der Morgen graute, hatte er die Befriedigung, überall den
Feind in Auflösung und stark gelichtet abziehen zu sehen. 48 Mann
waren freilich gefallen und 272 Mann verwundet; unter den Ge—
fallenen befanden sich zwei Offiziere des Leib-Regiments, unter den
Verwundeten Major v. Sacken und Kapitänlieutenant Haußmann
des Regiments. Der Feind hatte jedoch auch 400 Mann auf dem
Platze liegen lassen und 700 Mann waren von ihm verwundet.
Anm folgenden Tage (23. Dezember) folgte ein allgemeines
Bombardement, während auch größere Sappenarbeiten, übrigens
mehr zum Schutz gegen das Flankenfeuer der Katz und der Batterie
auf dem Patersberge, vorgenommen wurden. Auch in der Festung