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am 4. Januar 1693 hatten sich freilich die Dinge bei Rheinfels
schon selbst entschieden und zwar durch die tapfere Vertheidigung der
Besatzung allein.
Die Truppen, welche diese Besatzung bildeten, standen unter
dem Befehl des Generalmajors Ludwig Sittich v. Görz, gen.
v. Schlitz, eines viel erprobten Führers, von dessen Energie nun
Alles abhing. Man hatte an Truppen mitgegeben, was gerade zur
Verfügung stand, und zwar waren es folgende Theile:
8 Kompagnien des Regiments Derenthal unter Oberst Dumont,
3 Kompagnien des Regiments Prinz Carl unter Maior
v. Boyneburg,
Kompagnien des Regiments Sames unter Oberstlieutenant
Schonz,
4 Kompagnien des Leib-⸗Regiments zu Fuß unter Major v. Sacken,
das Regiment von Görz unter Oberstlieutenant v. Godenius,*)
das Regiment Prinz Wilhelm unter Oberst Rolar du Rosey,
das Regiment Kettler-Dragoner unter Major v. Schöpping.
Sehen wir uns zunächst die Festung und ihre Nebenwerke an.
Das Schloß und die eigentliche Festung lagen auf der linken Rhein—
Seite, jenseits, wie gesagt, die kleine aber feste Burg Katz, welche
mit ihrem Feuer trefflich dasjenige der Festung zu unterstützen ver—
mochte und mit einer Kompagnie Prinz Carl besetzt wurde. Die
eigentliche Festung, auf der Felskuppe des Wackenberges gelegen,
hatte die Front nach Westen und Süden und verwehrte dort dem
Angreifer das Vordringen auf dem Berge, während auf allen übrigen
Seiten desselben schroffe, unwegsame Felswände die Annäherung
erschwerten. Diese Front der Festung war gebildet von zwei dicht
hintereinander aufgeführten Wällen, von denen der innere den äußeren
überragte. Unterirdische Verbindungswege führten von jedem Theil
derselben nach einer Art Citadelle, der „Ernstschanze“, deren Rück—
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liegenden großen Terrasse des Berges abfielen. Auf dieser Terrasse
lag in zwei Absätzen, von der eigentlichen Festung noch durch einen
großen Graben mit senkrechten Wänden geschieden, das Schloß
Rheinfels mit Front nach dem Rhein und dessen Zufluß, dem
Gründel-Bach, der den Wackenberg nördlich umfließt und von der
Werlauer Höhe trennt. Das Schloß, dessen gewaltige Trümmer—
c) Vergl. bei der Belagerung von Mainz 1689.