Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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einer rechtzeitigen Vereinigung der Kräfte, so daß es dem Gegner 
gelang, die Württemberger allein anzugreifen und bei Vaihingen 
(Heilbronn) zur Kapitulation zu zwingen. Ebenso gelang es ihm, 
am 6. Oktober bei Philippsburg unbeschadet über den Rhein wieder 
zurückzugehen und zum Entsatz gegen Ebernburg vorzurücken, welches 
der Landgraf von Hessen wieder zu belagern suchte. Dieser ging 
darauf nach Mainz zurück, für dessen Besitz der Markgraf schon zu 
sorgen begann. Beide Theile bezogen Winterquartiere, doch sollten 
diese nicht in Ruhe verlebt werden, denn Marschall Tallard, welcher 
vertretungsweise den Oberbefehl übernommen hatte, unternahm noch 
am Schluß des Jahres die Belagerung der Festung Rheinfels, von 
der nun weiteres zu melden ist. 
Der Landgraf von Hessen-Cassel hatte nach den Bestimmungen Baagerung ven 
des Westfälischen Friedensinstruments das Besatzungsrecht der NRheinfels, Ibge 
Festung Rheinfels, eines damals noch strategisch wichtigen Punktes 
an der Rhein-Linie. Die Festung war 1497 angelegt und 1527 von 
Landgraf Philipp dem Großmüthigen von Hessen im Bau fertig⸗ 
gestellt worden. Dieser Landgraf, dessen Herrschaft noch das ganze 
große Gebiet der alten Chatten von der Diemel bis zum Rhein 
umfaßte, hatte es bei seinem Tode unter seine vier Söhne so 
getheilt, daß das sogenannte Niederfürstenthum mit der Haupt— 
stadt Cassel an den ältesten Sohn Wilhelm, das sogenannte Ober— 
fürstenthum mit der Hauptstadt Marburg an Landgraf Ludwig, die 
Obergrafschaft Katzenelnbogen mit der Hauptstadt Darmstadt an den 
Landgrafen Georg, endlich die Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit 
der Hauptstadt Rheinfels an den Landgrafen Philipp fiel. Landgraf 
Philipp starb bereits 1683 ohne Erben und sein Besitz fiel be— 
stimmungsmäßig an die Linie Hessen-Cassel. Auch Ludwig starb ohne 
Nachkommen, worauf sich jener Erbstreit zwischen den Linien Cassel 
und Darmstadt erhob, der während des ganzen Dreißigjährigen 
Krieges gedauert hatte und von dem Kaiser zu Gunsten der ihm treu 
bleibenden Linie Darmstadt einseitig entschieden worden war. Nur 
die Energie der Landgräfin Amelia Elisabeth hatte es durchgesetzt, 
daß beim Friedensschluß sich Rheinfels in ihrem Besitz befand und 
nun zwar in den Besitz der neuen Linie Hessen-Rheinfels-Rotenburg, 
aber doch unter Bewilligung des Besatzungsrechts von Seiten 
Hessen-Cassels kam. Der neue Besitzer, obwohl nicht mächtig genug, 
um im Ernstfalle diesen Besitz zu vertheidigen, erkannte gleichwohl 
nur für den Ernstfall, d. h. für den Fall eines Krieges, das Recht
	        
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