Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

29. August auch die kurfürstlichen Batterien zum Feuer kamen, 
dauerte es nicht lange, bis alle Schutzwerke der angegriffenen 
Bastionen zerstört waren. Vergeblich ließ der Vertheidiger mehrere 
Minen springen, und ebenso nützten jetzt seine Ausfälle nur wenig. 
Am 5. September meldete der Kurfürst Max Emanuel, er sei 
zum Sturm fertig, und da auch Nachrichten über Bewegungen 
Boufflers und Duras anlaugten, so wurde für den 6. September 
der Sturm befohlen und nach sorgfältigen Vorbereitungen ausgeführt. 
Die Hessen sollten dabei nach Einnahme des gedeckten Weges sich in 
dem einspringenden Winkel zwischen den beiden von den Kaiser— 
lichen und Hannoverauern anzugreifenden Bastionen Bonifacius und 
Alexander einbauen. Starke Reserven sollten den drei so bezeichneten 
Sturmkolonnen folgen, um sofort zur Hand zu sein. Alle höheren 
Offiziere hatten in den Laufgräben anwesend zu sein. Die beiden 
Kurfürsten machten ungefähr gleiche Dispositionen. Nachmittags 
4 Uhr begann der Sturm auf gegebenes Signal gegen alle genannten 
Punkte, unterstützt von einem gewaltigen Geschützfeuer aus 100 Kanonen 
und 48 Mörsern und lebhaftem Musketenfeuer ans den dicht besetzten 
Laufgräben. Die feindlichen Wachtposten wurden bald überrannt, 
die mit Kürassen bedeckten Grenadiere waren schnell im Besitz der 
Pallisaden des bedeckten Weges und behaupteten sich im heftigen 
Handgemenge. Der Feind räumte den bedeckten Weg und zog sich 
in die Forts und Einschnitte zurück. Sogleich begann man die 
Einbauten; kaum aber waren sie unter schweren Verlusten fertig, als 
feindliche Minen die Arbeiten wieder zerstörten. Wieder begann die 
Arbeit, und abermals ließ der Vertheidiger mehrere Minen springen. 
Wenig fehlte, daß die in Unordnung gebrachten Arbeiter die Bauten 
wieder im Stich ließen, die Anwesenheit des Herzogs und der 
übrigen Generale ließ aber diese Gefahr vorübergehen. Der Herzog 
rief schleunigst die Reserven herbei, und ihr Eintreten brachte wenigstens 
die Einbauten an den Bastionen selbst wieder vorwärts. Nicht so 
weit kamen die Verschanzungen im einspringenden Winkel, und es 
wurde Nacht über dem Kampfe und der Arbeit dort. Man mußte 
den kommenden Tag abwarten und versuchte nur, sich bis dahin zu 
halten, wo man stand. Als daun am Morgen des 7. September 
der Kampf von Neuem begann, ließ der Vertheidiger zwar noch 
mehrere Minen springen, aber die Truppen konnten doch ihre Arbeiten 
fortsetzen und vollenden. Ihr Verlust war jedoch bedeutend; sie 
hatten mehr als 2000 Mann verloren. Fünf Stabsoffiziere, dreizehn
	        
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