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hause in Cassel befindlichen Fahnen des Kurhessischen Leib-Garde—
Regiments. Dem Antrage wurde Folge gegeben und die Fahnen zu—
nächst in der Wohnung des Regimentskommandeurs, späterhin in der
Offizier-Speiseanstalt in Wiesbaden aufgestellt, bis am 14. Juni 1883
folgende A. K. O. erschien:
Ich bestimme, daß die jetzt an verschiedenen Orten auf—
bewahrten Fahnen und Standarten der früheren kurhessischen
Truppentheile nach Cassel überzuführen und dort als ehrende
Anerkennung der Tapferkeit dieser Truppen in der im Erd—
geschoß der Bilder-Galerie befindlichen Filiale des Museum
Fridericianum im Verein mit anderen Denkwürdigkeiten, welche
in Beziehung zu den früheren kurhessischen Truppentheilen
stehen, aufzustellen sind. Das Kriegsministerium hat das
Weitere zu veranlassen.
Wilhelm.
Bronsart v. Schellendorff.
Die Auszeichnung, die hierdurch wieder der alten Stammtruppe
zu Theil wurde, war ein schöner Trost für die mit schwerem Herzen
hingegebenen Feldzeichen. Es waren sechs Fahnen, um die es sich
handelte, die beiden ältesten stammten nach Ansicht der damals kur—
hessischen Offiziere aus früheren Jahrhunderten und wurden u. A. in den
Befreiungskriegen von den im Jahre 1821 wieder aufgelösten Grenadier—
Bataillonen v. Haller und v. Loßberg geführt. Die geringen Bruch—
theile des an den Stangen noch haftenden Fahnentuches ließen die Auf—
schrift „Treu bis zum Tode“ erkennen. Auf den Fahnenstangen be—
fanden sich Kronen, die — bei Annahme des Kurfürstentitels angefügt —
auf Zugehörigkeit zum alten Leib-Garde- oder zum Garde-Genadier—
Regiment deuteten.
Auch die vier anderen Fahnen (zwei weiße und zwei rothe) gehörten
den beiden Stamm-Regimentern an. Sie wurden nach der französischen
Occupation den kurhessischen Regimentern bei deren Wiederaufsstellung
verliehen und sind bis 1866 — die weißen vom L. die rothen vom
II. Bataillon — geführt worden. Es befand sich indessen nur eine
Fahne bei jedem Bataillon im Dienstgebrauch. Im Jahre 1850
wurden die sehr schadhaft gewordenen, bisher im Gebrauch befind—
lichen an Stelle der beiden anderen Fahnen in Dienst gestellt. Die
Fahnen tragen die Inschrift „Mit Gott für Fürst und Vaterland“ und
den Namenszug „W. K.“ (Wilhelm, Kurfürst).
Durch A. K. O. vom 24. Juni 1867 wurde dem L., II. und Füsilier—
(jetzt III.) Bataillon des damaligen Infanterie-Regiments Nr. 80 je eine
Fahne verliehen und am 3. Juli 1867 in Potsdam geweiht. Die
Fahnenringe tragen daher noch die Inschrift J. R. No. 80 1 (bezw. II
und F.) B.
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.
Preußische
Fahnen.