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gewinnen, um unter Zurückwerfung Boufflers nach Mainz selbst zu
gelangen. Dann wollte er versuchen, auch den Kurfürsten Max
Emanuel zur Theilnahme an der Belagerung von Mainz zu be⸗
stimmen. Daß der unseren heutigen Grundsätzen näherliegende
Gedanke nicht in Frage kam, sich zuerst mit den feindlichen Armeen,
namentlich auch mit derjenigen des Marschalls Duras zu beschäftigen
und dann erst mit einer oder der anderen Belagerung, lag in den
Ansichten der Zeit.
Die Pläne des Herzogs erfüllten sich alle, wenn auch eine ge—
raume Zeit verging, bis er vor Mainz stand und bis dies wirklich
mit den Kräften belagert werden konnte, welche der Herzog für
nöthig erachtete.
Am 30. Mai fand der Vormarsch gegen Castel von Frankfurt
aus statt, die kaiserliche Kavallerie voraus, dann die Infanterie, an
deren Spitze die Hessen. Der Herzog selbst rekognoszirte und fand
neben dem Brückenkopf (Fort Mars) noch einige durch Laufgräben
miteinander verbundene Blockhäuser stark besetzt. In der Nacht ver—
uchte man die Wegnahme dieser Befestigungen von Costheim aus.
Die Hessen, darunter einige Kompagnien des Leib-Regiments zu Fuß,
mit 600 Mann des kaiserlichen Regiments Max Starhemberg, griffen
die Blockhäuser an und eroberten diese unter lebhaftem Widerstande
der Besatzung, die sich von einem zum anderen Blockhause zurückzog
ind dieselben hinter sich verbrannte. Bereitgehaltene Schiffe nahmen
die Besatzung schließlich auf, das Fort Mars aber hielt sich, und
die Brücke hatte der Vertheidiger bereits am 30. Mai mittags ab—
gefahren. Es blieb nichts übrig, als auf den Höhen zwischen
Hochheim — Costheim ein Beobachtungslager zu beziehen und sich
daneben auf den Ruinen der Gustavsburg, der alten Schweden—
schanze, einzubauen und im weiteren Verlaufe daselbst und auf jenen
Höhen schwere Geschütze in Stellung zu bringen. Die Hessen blieben
dann vor Castel selbst, während das fränkische Kontingent die
Gustavsburg verstärkte und besetzte.
Am 6. Juni langte Landgraf Carl von Hessen-Cassel im Lager
in und ebenso der Kurfürst von Sachsen. Auch erhielt der Herzog
am 12. Juni die Nachricht von dem glücklichen Beginn der Opera—
tionen der Brandenburger. Das Beste endlich war die Ankunft des
Kurfürsten Max Emanuel in Frankfurt a. M., der sich bei den
Vorstellungen des Herzogs wenigstens entschloß, mit den am Ober—⸗
rhein etwa verfügbaren Truppen, zumeist kaiserlichen, die ihm von
zelagerung von
Mainz, 1689.