Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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gewinnen, um unter Zurückwerfung Boufflers nach Mainz selbst zu 
gelangen. Dann wollte er versuchen, auch den Kurfürsten Max 
Emanuel zur Theilnahme an der Belagerung von Mainz zu be⸗ 
stimmen. Daß der unseren heutigen Grundsätzen näherliegende 
Gedanke nicht in Frage kam, sich zuerst mit den feindlichen Armeen, 
namentlich auch mit derjenigen des Marschalls Duras zu beschäftigen 
und dann erst mit einer oder der anderen Belagerung, lag in den 
Ansichten der Zeit. 
Die Pläne des Herzogs erfüllten sich alle, wenn auch eine ge— 
raume Zeit verging, bis er vor Mainz stand und bis dies wirklich 
mit den Kräften belagert werden konnte, welche der Herzog für 
nöthig erachtete. 
Am 30. Mai fand der Vormarsch gegen Castel von Frankfurt 
aus statt, die kaiserliche Kavallerie voraus, dann die Infanterie, an 
deren Spitze die Hessen. Der Herzog selbst rekognoszirte und fand 
neben dem Brückenkopf (Fort Mars) noch einige durch Laufgräben 
miteinander verbundene Blockhäuser stark besetzt. In der Nacht ver— 
uchte man die Wegnahme dieser Befestigungen von Costheim aus. 
Die Hessen, darunter einige Kompagnien des Leib-Regiments zu Fuß, 
mit 600 Mann des kaiserlichen Regiments Max Starhemberg, griffen 
die Blockhäuser an und eroberten diese unter lebhaftem Widerstande 
der Besatzung, die sich von einem zum anderen Blockhause zurückzog 
ind dieselben hinter sich verbrannte. Bereitgehaltene Schiffe nahmen 
die Besatzung schließlich auf, das Fort Mars aber hielt sich, und 
die Brücke hatte der Vertheidiger bereits am 30. Mai mittags ab— 
gefahren. Es blieb nichts übrig, als auf den Höhen zwischen 
Hochheim — Costheim ein Beobachtungslager zu beziehen und sich 
daneben auf den Ruinen der Gustavsburg, der alten Schweden— 
schanze, einzubauen und im weiteren Verlaufe daselbst und auf jenen 
Höhen schwere Geschütze in Stellung zu bringen. Die Hessen blieben 
dann vor Castel selbst, während das fränkische Kontingent die 
Gustavsburg verstärkte und besetzte. 
Am 6. Juni langte Landgraf Carl von Hessen-Cassel im Lager 
in und ebenso der Kurfürst von Sachsen. Auch erhielt der Herzog 
am 12. Juni die Nachricht von dem glücklichen Beginn der Opera— 
tionen der Brandenburger. Das Beste endlich war die Ankunft des 
Kurfürsten Max Emanuel in Frankfurt a. M., der sich bei den 
Vorstellungen des Herzogs wenigstens entschloß, mit den am Ober—⸗ 
rhein etwa verfügbaren Truppen, zumeist kaiserlichen, die ihm von 
zelagerung von 
Mainz, 1689.
	        
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