Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

nächsten Feldzuge.) Am Rhein war schließlich nur die Armee des 
Marschalls Duras mit 30 000 Mann verfügbar, der allerdings das 
etwa 8000 bis 10 000 Mann starke Korps des Marschalls Boufflers 
bon der Mosel aus und das bei Hüningen — Basel befindliche 
5000 Mann starke Korps des Marquis de Choiseul die Hand reichen 
konnten. Das Beste fehlte auch sonst, die leichtsinnige Verschwendung 
des französischen Hofes hatte die öffentlichen Kassen erschöpft, und 
venn auch der Finanznoth durch allerhand Mittel etwas abgeholfen 
wurde, so kosteten doch die in Aussicht genommenen Rüstungen zu 
viel, als daß die Rekrutirung, Ausrüstung und Ergänzung der 
Armee gleich den Anforderungen des Königs entsprochen hätten. 
König Ludwig XIV. gab infolgedessen vorläufig den eigentlichen 
Plan der Offensive auf und befahl, es solle sich vorerst auf die 
Vertheidigung beschränkt werden. Wir sehen infolgedessen auch bei 
den Deutschland gegenüber in Frage kommenden beiden Marschällen 
eine abwartende Haltung, ja selbst ein Zurückweichen derselben hinter 
den Rhein, sobald die deutschen Streitkräfte sich dem Kriegsschauplatze 
lähern. 
Zur ersten Abwehr jenes völkerrechtswidrigen Einfalles in 
Züdwestdeutschland waren Ende 1688 nur etwa 15000 Mann 
unter dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen verfügbar gewesen. 
Sie waren von Sachsen her nach dem Main geführt worden und 
hatten wenigstens das Zurückgehen der Franzosen bis jenseits des 
Rheins erreicht. Nach den Beschlüssen der Reichsstände vom Jahre 
1681 stellten dieselben im Kriegsfalle etwa 40 000 Mann aufs, jetzt 
entschlossen sich jedoch einzelne zur Erhöhung ihres Kontingentes, 
und es konnten immerhin etwa 120 000 Mann auf diesem Kriegs⸗ 
schauplatze verwendet werden. Davon sollte eine rechte Flügel-Armee 
uinter dem Kurfürsten Friedrich III.“*) von Brandenburg die von 
dem franzosenfreundlichen Domprobst Egon von Fürstenberg zum 
Theil schon in die Hände gespielten festen Plätze im Kölnischen 
obern, während Herzog Karl von Lothringen mit der Haupt-Armee 
*) Eine königliche Verordnung vom 29. November 1688 setzte die Stärke 
der französischen Armee auf im Ganzen 300 000 Mann und 50000 Milizen fest, 
diese Stärke wurde wohl aber erst allmählich erreicht, auch hatte Frankreich sich 
in diesem ersten Feldzug noch gleichzeitig gegen Savoyen, Spanien und Holland 
uu sichern, ja auch England war seit der Vertreibung Jakobs II. sein Gegner. 
xx) Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg starb am 
29. April 1689. 
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.