Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

erfüllten Bedrückern von Neuem. Die Rückfahrt des Heeres war 
ebenfalls schlimm genug, Stürme warfen Theile der Flotte wieder 
ans Land, nur mit Mühe erreichte das Heer am 3. Dezember 
Venedig. Der weitere Rückmarsch begann für das Regiment Prinz 
Carl am 5. Februar 1689 und endete am 3. April, an welchem 
Tage es wieder in Cassel einzog, eine kleine Schar, reich an Wunden 
und Narben. 
Mainz — Rheinufels — Namur. 
Der mit so viel Erwartung, ja mit Begeisterung unternommene 
Zug nach Griechenland hatte mit so viel mehr Elend geendet. Und 
doch war schon für Deutschland und insbesondere für dessen westliche 
Theile ein neuer Feind aufgetreten. Das Glück, welches unerwartet 
für König Ludwig XIV. von Frankreich den kaiserlichen Waffen im 
Osten zur Seite gestanden und jetzt auch den Eingang zur eigent— 
lichen Türkei, das feste Belgrad, überliefert hatte, brachte jenen 
schneller, als er selbst geglaubt hatte, zu dem Entschluß, Deutschland 
anzugreifen. Am 25. September 1688 brachen die Franzosen ohne 
jede Kriegserklärung in die Pfalz ein und drangen, systematisch Alles 
verwüstend, in das Württembergische, Badische und Fränkische vor. 
Kaiser Leopold J. ergriff zwar an sich ernstere Maßregeln, und die 
deutschen Fürsten mit geringen Ausnahmen stellten ihre Kräfte dem 
Reiche zur Verfügung, aber es kam in Wien doch nur zu dem 
Entschluß, die Hauptmasse der kaiserlichen Truppen nach wie vor im 
Osten zu verwenden und nur etwa 30 000 Mann im Westen. Das 
Einzige, was noch außerdem geschah, war die Ernennung des Herzogs 
Karl von Lothringen, mit eines der bedeutendsten Feldherren dieser 
Zeit, zum Oberbefehlshaber. Leider sollte derselbe schon im folgenden 
Jahre, am 18. April 1690, durch den Tod hinweggenommen werden, 
ohne daß ein Ersatz, ihm würdig, zu finden gewesen wäre; ja es sollte 
auch im Osten das Glück sich von den kaiserlichen Fahnen abwenden 
und das Jahr nicht enden, ohne daß die Türken durch die Wieder— 
eroberung von Belgrad und die Einnahme von Ofen von Neuem 
zu einer unmittelbaren Gefahr für die kaiserlichen Erblande geworden 
waren. Und doch wäre es gerade in dieser ersten Zeit am leichtesten 
gewesen, mit dem Hauptfeinde, König Ludwig XIV., abzurechnen, 
denn vor der Hand waren seine Kräfte noch nicht derartig gegen 
Deutschland versammlungsfähig und versammelt, wie schon in dem
	        
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