Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

fallen, Kapitän v. Raabe, Major v. Mey, Hauptmann v. Stein, 
Lieutenant Kerweno, Fähnrich Buchenhagen und Lembcken waren 
schwer verwundet. Das Regiment war auf 250 Mann zusammen— 
geschmolzen. 
Das Eintreffen von 1000 Mann neuer Verstärkungen am 
21. August konnte unter diesen Umständen bei der dezimirten Be— 
lagerungs-Armee keine wesentlichen Vortheile bringen. Schon am 
22. August erfolgte ein neuer, erbitterter Ausfall von 1500 Mann, 
und an ihn reihten sich neue und wieder neue Ausfälle. Abermals 
schritt man zum regelmäßigen Angriffe, den Türken gelang es jedoch 
wieder, die Arbeiten aufzuhalten oder zu zerstören. Graf Königs— 
narck, obwohl noch nicht völlig genesen, erschien wieder in den Lauf— 
gräben, jubelnd von den Truppen begrüßt. Leider wurde er sehr 
dald wieder von der Krankheit erfaßt, er mußte das Land wieder 
berlassen und suchte vergebens Heilung auf seinem Schiffe. 
Der Kampf gegen die Festung überbot denjenigen um die 
Schanzen noch an Wuth beiderseits. Namentlich galt es jetzt dem 
in dem äußersten rechten Flügel der Festungsmauer gelegenen so— 
genannten dicken Thurm, dessen Eroberung Morosini hauptsächlich 
ins Auge gefaßt hatte, obwohl Jedermann die Autzlosigkeit dieses 
Unternehmens einsah. Die Deutschen sollten diesen Punkt nehmen, 
während die Stadt und Festung von allen Seiten mit schwerem 
Geschütz bombardirt wurde. Sehr bald breitete sich eine wüthende 
Feuersbrunst in der Stadt aus, aber als Morosini am 28. August 
die Festung zur Uebergabe auffordern ließ, trieb man die Unter— 
händler mit Flintenfeuer zurück und pflanzte zum Zeichen der 
Weigerung neben der blutrothen Türkenfahne noch die schwarze des 
Glaubenskampfes auf. Von jetzt ab kämpfte nicht nur die Be— 
satzung in der Festung den Verzweiflungskampf, sondern auch die 
ganze Bevölkerung mit, Mann und Weib, Alt und Jung. Neue 
Verstärkungen langten vom Festlande aus an und ersetzten die Verluste. 
Zwar gelang es, immer weiter mit Laufgräben und Schutz— 
wehren, mit Minen und Batterien vorzudringen und der Festung 
zuzusetzen. Der dicke Thurm war halb eingeschossen, die Stadt 
hrannte an vielen Stellen. Zur Eroberung des genannten Thurmes 
war bis zum 8. September eine doppelte Sappe so weit geführt 
worden, daß zum Sturme desselben angesetzt werden konnte. 
Am 8. September erfolgte ein Versuch dazu mittelst einer Art 
Ueberfall, den 50 Freiwillige unter einem Hauptmann Huber, unter—
	        
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