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1900.
Mit Orgelton und Glockenklang traten wir in das neue Jahr—
hundert ein. Mit froher Zuversicht erfüllte uns der begeisterte Er—
laß des Kaisers, worin es zum Schlusse hieß:
„Mögen nach dem Willen der Vorsehung auch neue Stürme
über das Vaterland hinbrausen und seinen Söhnen abermals
das Schwert in die Hand drücken: An Meinem tapferen Heere
werden sie sich brechen, es wird sein und bleiben, was es war
und ist, ein Fels, auf dem Deutschlands Macht und Größe
ruht. Das walte Gott!“
Worte, an die uns die den Fahnen gleichzeitig verliehenen und
im Festgottesdienst geweihten Erinnerungszeichen*) dereinst ge—
mahnen mögen.
Wie ein Donnerschlag fiel in die festliche Stimmung am
2. Januar die Nachricht vom tragischen Ende unseres Kommandeurs.
An demselben Tage ging von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich
folgendes Telegramm aus Sarzana an der Riviera ein:
„Kommando Regiments Nr. 80, Wiesbaden.
Tief erschüttert durch den Heimgang des hochverehrten
Oberst, den ich innig für das Regiment beklage.
Kaiserin Friedrich.“
Die Beisetzungsfeierlichkeiten fanden am 5. Januar in der In—
validenkirche, die Beisetzung auf dem Invalidenkirchhofe in Berlin
statt. Vom Regiment nahmen sämmtliche Stabsoffiziere, drei Haupt—
leute und acht Leutnants, die zwölf Feldwebel, sowie alle in Berlin
und Umgebung auf Kommando befindlichen Offiziere, Unteroffiziere
und Mannschaften theil. Die Feierlichkeiten legten Zeugniß ab von
der Vielseitigkeit des dienstlichen Wirkens des Heimgegangenen, wie
von der hohen Achtung und Verehrung, die er sich in seiner inbalt—
reichen Dienstzeit erworben hatte.
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ließ durch Hofmarschall
Frhrn. v. Reischach, Prinzessin Luise von Preußen durch den General—
major z. D. Frhrn. v. Buddenbrock, den Vorstand ihres Hofftaates,
einen Kranz am Sarge niederlegen. Es waren erschienen: Fräu—
lein v. Gersdorff, ferner der Kriegsminister, der Chef des General—
x) Siehe Abschnitt „Fahnen“.