Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

orduung gebracht, drangen gleichwohl an den Fuß der Schanzen und 
an einzelnen Punkten der ausgedehnten Vertheidigungslinie in das 
Innere ein, aber sie wurden doch wieder daraus vertrieben, weil 
starke Reserven ihnen entgegentraten. Ein zweiter Versuch mißlang 
ebenso, der starke Marabut widerstand allem Angriffe. Schon ver— 
breitete sich die Unordnung im ersten Treffen allgemein, zum Theil 
aufgelöst wich dasselbe zurück nach den Laufgräben. Da führte Major 
o. Mey seine Reserven vor zum Sturm gegen den Marabut. Zwar 
wurde sein rechter Flügel, das Regiment Alt-Württemberg, von dem 
ihm entgegenkommenden Getümmel mit fortgerissen, aber die Hessen 
selbst drangen festen Schrittes, angefeuert durch den Ruf ihres 
Führers: „Wer unseren Landgrafen und die eigene Ehre liebt, folge 
mir!“ vor bis an die Werke der Türken. Diese erneuerten den 
Widerstand bis aufs Aeußerste, aber die Tapferkeit der Stürmenden 
überwand auch das entsetzlichste Feuer. Die Hessen rissen die 
Pallisaden nieder, erstürmten hierauf die mit Feuer und Schwert 
bertheidigten Brustwehren und pflanzten ihre Fahnen auf ihnen auf, 
gefolgt von den wieder gesammelten Württembergern. Auch soust 
hatte General v. Ohr, obwohl verwundet, wieder Ruhe und Ordnung 
in die Kolonnen gebracht und sie wieder vorgeführt. Der dritte 
Anlauf gelang nun auch an anderen Punkten, auch der Mulskat 
wurde erstiegen, vergebens versuchte die türkische Reiterei, die Weiter— 
stürmenden aufzuhalten; sie mußte dem Strome der fliehenden Türken 
nach der Festung folgen. Schon langten die Sieger mit diesen 
zugleich an dem Festungsgraben an, da schloß die Festung ihre 
Thore und opferte diejenigen, welche noch nicht den Rückweg dahin 
gefunden hatten. Ein verzweifelter Kampf in dem Raume zwischen 
Schanzen und Festung beendete den Kampf. 39 Kanonen, 5 Mörser 
und viele Fahnen zierten die reiche Beute, die in dem Türkenlager 
und in der Vorstadt gemacht wurde. Die Verluste beim Sturm 
selbst waren verhältnißmäßig nicht groß gewesen, während die Türken 
an 1500 Mann verloren hatten. 
In der Vorstadt hatten die Türken Feuer angelegt, als sie 
gestürmt wurde. Jetzt lag sie und das Gelände um sie herum im 
schärfsten Feuer der Karababa, es gelang aber doch, hier festen Fuß 
zu fassen und trotz der Nähe der Festung sich einzubauen. 
Leider hatte das Regiment Prinz Carl wieder viel Leute und 
Offiziere verloren. Hauptmann v. Barthel, Raabe der Jüngere, 
Lieutenant Nisius, Fähnrich Schoenewolf und Scheffer waren ge—
	        
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