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Anfang August war auch unser ehemaliger Divisionskommandeur,
General der Infanterie v. Boehn, gestorben und durch besondere
Allerhöchste Kabinets-Ordre geehrt worden.
Am 1. September betheiligten sich auf Befehl des General—
kommandos zwei Kompagnien des Regiments, die 7. und 8., auf
dem Truppenübungsplatz Darmstadt an dem engeren Wettbewerb
um das Kaiser-Abzeichen. Am gleichen Tage rückte das Regiment
zum Brigade-Exerziren aus, welches bei Groß-Rechtenbach zwischen
GBießen und Wetzlar stattfand. Die Brigademanöver spielten sich
am Ostrand des Westerwaldes ab. Der Aufschwung, den diese einst so
weltentrückte, arme Gegend in den letzten Jahren genommen hatte,
war überraschend. Ueberall blühten industrielle Unternehmungen
upor, die darauf schließen lassen, daß der ganze Westerwald in
absehbarer Zeit einen blühenden Wohlstand aufzuweisen haben wird.
Die Divisionsmanöver fanden nördlich von Wetzlar statt.
Bald nach der Rückkehr vom Manöver erwartete unser eine
neue Auszeichnung. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich befahl
das Offizierkorps mit seinen Damen für den 30. September zur
Frühstückstafel in das Kurhaus zu Wiesbaden. Die Kaiserin ließ
sich sämmtliche Damen vorstellen und nahm dabei innigen Antheil
an dem Ergehen der Familien, wie überhaupt an allen Vorgängen
im Regiment. Die Tafel war in dem festlich geschmückten Konzert—
saal hergerichtet. Nach der Tafel zogen die hohen Herrschaften —
Prinz und Prinzessin Friedrich Carl von Hessen waren gleichfalls
erschienen — noch viele Offiziere und deren Damen ins Gespräch.
Bei der Abfahrt am Nachmittag war das Offizierkorps auf dem
Bahnhof versammelt.
Mit der diesjährigen Geburtstagsfeier Ihrer Majestät der
Kaiserin Friedrich, am 21. November, wurde die erste Feier des
neuen Stiftungstages des Regiments, des 22. November, verbunden.
Die Spitzen der Behörden, sowie sämmtliche im näheren Umkreise
der Garnisonen des Regiments wohnenden ehemaligen Kameraden
des Regiments waren erschienen. Leider waren der öffentlichen Auf—
orderung keine ehemaligen kurhessischen Offiziere gefolgt.
Zum Weihnachtsfest hatte Ihre Majestät die Gnade, das Offi—
zierkasino in Homburg v. d. H. mit silbernen Eßbestecken auszu—
statten, die der Bataillonskommandeur, Major v. Knoblauch zu Hatz—
bach, den in seinem Hause um den Weihnachtsbanm versammelten
Offizieren feierlichst übergab.