Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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praktischer Winke für die Ausbildung und Erziehung des Rekruten 
zum tüchtigen Soldaten, wie für die Vorführung der Truppe durch die 
Offiziere. 
Am 31. Mai wurde Oberstabsarzt Dr. Keitel zum Infanterie— 
Regiment Nr. 92 versetzt und Oberstabsarzt Dr. Müller, bisher 
Bataillonsarzt im Infanterie-Regiment v. Lützow, vordem Gesandt— 
schaftsarzt in Teheran, zum Regimentsarzt ernannt. 
Zum Kommandeur des Regiments wurde der bisherige Chef 
des Generalstabes V. Armeekorps, Oberst v. Dassel, ernannt. Nach 
einer glänzenden militärischen Laufbahn hatte er diese Stellung noch 
vor vollendetem 45. Lebensjahre erreicht. Doppelt tragisch erscheint 
daher das frühzeitige Ziel, das seinem so arbeitsreichen Leben nach 
Gottes Fügung gesetzt werden sollte. 
Wenige Tage nach seinem Eintreffen wurden im Juni die 
Bataillone zum Regiments-Exerziren auf dem großen Sande bei 
Mainz zusammengezogen, wo das Regiment zum ersten Male im 
neuen Korpsverbande durch General v. Lindequist besichtigt wurde. 
Zu einer von Seiner Majestät dem Kaiser für den 21. August 
anberaumten Truppenschau bei Mainz erschien auch Ihre Majestät 
die Kaiserin Friedrich. So war es dem Oberst v. Dassel noch 
vergönnt, das Regiment dem Allerhöchsten Kriegsherrn, wie dem 
erlauchten Chef vorzuführen. Acht Tage darauf, am 28. August, 
unmittelbar vor dem Ausmarsch zum Manöver, nachdem er mit 
eiserner Willenskraft gegen die tödliche Krankheit angekämpft, 
mußte er sich dem Schicksal beugen und mit blutendem Herzen das 
Regiment unter seinem Stellvertreter, Oberstleutnant Frhrn. 
v. Hügel, zum Manöver ausrücken sehen. Unter wechselndem Hoffen 
und Bangen hatte er dann ein Vierteljahr noch Unsägliches zu 
leiden, bis ihn am 2. Januar 1900 der Tod von seinen Leiden 
erlöste. Bis zum letzten Augenblick waren seine Gedanken noch mit 
dem Königlichen Dienst und dem ihm von Seiner Majestät anver— 
trauten Regiment beschäftigt, dem er noch zwei Tage vor seinem 
Tode herzliche Glückwünsche übersandte. Ihre Majestät die Kaiserin 
Friedrich, welche während der ganzen Leidenszeit den wärmsten 
Antheil an seinem Befinden genommen und sich im September nur 
durch Abrathen der Aerzte davon abhalten ließ, den Kranken 
in der Klinik in Wiesbaden mit ihrem persönlichen Besuche zu ehren, 
hatte ihm damals, sowie noch am Tage vor seinem Tode, durch 
Zusendung von Blumen eine innige Freude verursacht.
	        
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