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Anläßlich der Parade wurde dem Major v. Wegerer der
Kronen-Orden 3., dem Hauptmann Freiherrn v. Diepenbroick-Grüter
der Rothe Adler-Orden 4. und dem Regimentsadjutanten, Ober—
seutnant zur Nedden, der Kronen-Orden 4. Klasse verliehen. Auf
besondere Fürsprache des Regimentskonmandeurs verlieh der Kaiser
zerner dem Musikdirigenten Münch den auszeichnenden Titel eines
Königlichen Musikdirektors.
Noch an demselben Abend wurde mitgetheilt, daß Seine Majestät
am Morgen des 19. Mai einer Uebung der Garnison Wiesbaden
im „Rabengrunde“ beizuwohnen beabsichtige.
Das J. und II. Bataillon waren in der Verfolgung eines von
Wiesbaden über die „Platte“ nach Norden zurückweichenden Gegners
gedacht, dessen Infanterie durch Flaggen markirt, dessen Artillerie
durch die II. Abtheilung des Feldartillerie-Kegiments Nr. 27 dar—
gestellt wurde.
Nachdem das II. Bataillon die gegnerische Artillerie nieder—
gekämpft, griffen beide Bataillone vereint die inzwischen südlich
der „Kastanienplantage“ in Stellung gegangene feindliche Infanterie
an, warfen dieselbe und verfolgten sie in der Richtung auf die
Platte.
Bei der Kritik sprach sich der Kaiser sehr anerkennend aus
uind lobte ausdrücklich die Lebhaftigkeit und Frische, mit der das
Prungweise Vorgehen, besonders aber der letzte Anlauf erfolgt seien.
Nach einem Parademarsch in Kompagniefronten ritt Seine Majestät
an die beiden Bataillone heran, um nach einigen anerkennenden
Worten die Erwartung auszusprechen, daß das Regiment seinem
Allerhöchsten Chef und dem General v. Gersdorff auch in Zukunft
allzeit Ehre machen werde. Alsdann ritt der Kaiser an der Spitze
der Garnison durch das Nerothal in die Stadt ein und nahm,
nachdem die 1. Kompagnie unter Hauptmann v. Bardeleben die
Fahnen abgebracht, vor dem Schloßportal haltend, den Parade—
marsch der Garnison in der Marschkolonne ab. Am 20. Mai ver—
ließ Seine Majestät Wiesbaden.
Durch A. K. O. vom 22. Mai wurde Oberst Lölhöffel v. Löwen—
sprung unter Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur der
55. Infanterie-Brigade ernannt. Mit Stolz durfte er auf die Zeit
zurückblicken, während der er an der Spitze des Regiments ge—
standen, dem unter seinem Kommando eine solche Fülle von Aus—
zeichnungen zu Theil geworden war. Seinem in langem Frontdienst
gereiften Soldatenblick verdankt das Regiment eine große Anzahl