Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

es durch allgemeines Vorrücken der Armee, den Feind wieder aus 
der Linie zu werfen, doch die Verluste waren abermals sehr groß 
ind ebenso hatten die Arbeiten wieder stark gelitten. 
Noch schlimmer wurde es, als der schon seit dem 4. August 
exkrankte Graf Königsmarck, die Seele des Heeres, sein Kommando 
abgeben mußte und für ihn der noch junge Prinz Maximilian von 
Braunschweig-Lüneburg, allerdings unter Beirath des klugen und 
entschlossenen Generals v. Ohr, eintrat. Schon war mancher von 
den besten Führern auf das Siechenbett geworfen oder der Krankheit 
erlegen, die Zelte bald hier bald dort waren in Lazarethe verwandelt, 
uind wenn auch nochmals im christlichen Lager Verstärkungen (ein 
Regiment Württemberger) eintrafen, so verkündeten doch an demselben 
Tage (am 19. August) Musketensalven und Allahgeschrei aus der 
Festung auch dort die Ankunft von 1000 Janitscharen des Seraskiers. 
Noch an keiner Stelle zeigte sich eine Lücke in den Schanzen, nach 
26 Tagen der förmlichen Belagerung war fast noch nichts erreicht 
worden. Fast ein Drittheil der Armee mußte dabei den Sicherungs— 
dienst versehen, so daß die einzelnen Truppen oft mehrere Nächte 
hindurch unter Waffen standen. 
Da entschloß sich Morosini endlich zum Sturm, jetzt freilich mit 
dedeutend geringeren Aussichten als im Anfang. Von der Flotte, 
velche den Sturm decken und unterstützen sollte, wurden 1700 Mann 
ins Land gesetzt, so daß die Zahl der Gefechtsfähigen bei der Armee 
wieder auf 11000 Mann stieg. Alle Regimenter bereiteten sich zum 
Sturm vor, wurden mit Sturmzeug versehen und rückten im Abend— 
zunkel des 19. August still in die Laufgräben. 
An vier Punkten sollte angegriffen werden. Der feindliche linke Sturm auf 
Flügel am Meere war das Ziel für eine Kolonne Schiffsmannschaften, —A 3 
der Marabut mit der türkischen Haupt-Batterie fiel den Malthesern, 
Bayreuthern und Mailändern zu, gegen das nächstfolgende Bollwerk 
wandten sich Florentiner, Slavonier und Venetianer, endlich gegen 
den Mulskat mehrere Kolonnen Freiwilliger. In zweiter Linie 
solgten gegen die Marabut-Linie das Regiment Alt-Württemberg 
und Hessen-Cassel, beide unter dem hessischen Major v. Mey. Die 
»eiden Regimenter hatten bisher am meisten gelitten. 
Der Vertheidiger war trotz der Stille, mit der die Besetzung 
der Laufgräben vor dem Sturme erfolgt war, nicht überrascht und 
empfing die Stürmenden überall mit einem lebhaften Feuer. Die 
Kolonnen, obwohl hierdurch betroffen und zum Theil auch in Un—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.