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Am Tage darauf, 10 Uhr vormittags, versammelte sich dann
auf Allerhöchsten Befehl das Offizierkorps im Königlichen Schloß,
wo Seine Maliestät an dasselbe etwa folgende Worte richtete:
„Ich habe Sie hier herbestellt, weil es Mir ein Herzens—
bedürfniß war, Ihnen zu sagen, daß es Mir eine Freude ge—
wesen ist, dem braven Regiment und seinem gediegenen Offizier—
korps die Auszeichnung zu Theil werden zu lassen, Ihre
Majestät die Kaiserin Friedrich zum Chef des Regiments zu
ernennen. Das Regiment hat schon seit Jahren durch Ge—
stellung der Wachen mit für den Schutz Ihrer Majestät gesorgt,
das Regiment hat eine alte Geschichte und ruhmvolle Tradi—
tionen, und diese bürgen Mir, ebenso wie sein vortreffliches
Offizierkorps, dafür, das Ich Meine Mutter auch fernerhin
Ihrem Schutze anvertrauen kann. Ich wiederhole Ihnen, meine
Herren, daß es Mir ein Herzensbedürfniß gewesen ist, Ihnen
dies zu sagen.“
Kurz vor dem Erscheinen Seiner Majestät hatte der General
der Infanterie v. Hahnke dem Führer der Ehren-Kompagnie, Haupt—
mann Harry v. Wright, den ihm verliehenen Rothen Adler-Orden
4. Klasse überreicht.
Unter den ersten der zahlreichen Glückwünsche, die uns an
diesem Ehrentage zugesandt wurden, waren derjenige der Frau Prin—
zessin Luise von Preußen, sowie diejenigen der Mitglieder der Familie
v. Gersdorff und des Leib-Husaren-Regiments Kaiserin.
Schon am 22. Oktober erwies Ihre Majestät uns die Ehre,
im Homburger Offizierkasino den Thee einzunehmen und darauf die
Kasernements, sowie die historische Lazarethbaracke zu besichtigen,
wobei die hohe Frau an mehrere Füsiliere gnädige Worte richtete.
Im Homburger Fremdenbuche aber steht nun unter dem Namen
des Kaisers Friedrich derjenige unseres erlauchten Chefs.
Am 20. Oktober hatte Seine Majestät, wie im vorigen Jahre,
die Garnisonen Wiesbaden und Biebrich zur Spalierbildung bei der
Ankunft und Abfahrt des Kaisers von Rußland befohlen.
Am 10. November schied unser alter, hochverehrter Führer,
General der Infanterie v. Schachtmeyer, aus dem Leben. Noch
wenige Jahre vor seinem Tode hatte das Offizierkorps ihm zum
80jährigen Geburtstage gratuliren können. In Erwiderung dieses
Glückwunsches erschien ein prächtig gemaltes, fast lebensgroßes Oel—⸗