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Feier waren, außer sämmtlichen direkten Angehörigen der Kaiserlichen
Familie, der General-Feldmarschall Graf v. Blumenthal sowie eine
große Anzahl anderer Fürstlichkeiten und hochgestellten Persönlichkeiten
eingeladen, welche zu Kaiser Friedrich in näherer Beziehung ge—
standen hatten.
Dem Kaiserzelte gegenüber an der Rückseite des Denkmals war
eine, der Dekoration im „Burggrafen“ nachgebildete, von zwei
Thürmen flankirte Mauer errichtet, auf deren Söller der große
Sängerchor untergebracht war, während sich auf den Thürmen selbst
Posaunenbläser in mittelalterlicher Tracht befanden.
Beim Erscheinen der Majestäten wurde die Händelsche Arie aus
»Judas Maccabäus«: „Seht, da naht er, preisgekrönt“ angestimmt.
Nach der Ansprache des Oberbürgermeisters v. Ibell folgte dann
die Hymne von Gluck, worauf der Kammerherr v. Hülsen, als
Vorsitzender des Denkmalkomitees, mit schwungvollen Worten den
verewigten Kaiser pries, demgegenüber die Stadt Wiesbaden heute
eine Schuld der Dankbarkeit einlöse. „Laßt uns streben,“ rief er,
„zu werden, wie er: Groß, deutsch und treu, edel, hülfreich und gut!“
Während nun, nach ertheiltem Kaiserlichen Wink, die anwesen—
den Truppen präsentirten, stimmten sämmtliche Militärmusiken, der
Sängerchor und die Posaunenbläser gleichzeitig die Nationalhymne
an, und unter dem Donner der Salut-Batterie, in den sich das
Festgeläut sämmtlicher Kirchenglocken Wiesbadens mischte, fiel die
Hülle. Ein wahrhaft ergreifender Augenblick, besonders für die—
jenigen, welche die herrliche Gestalt des Verewigten an dieser Stätte
in voller Lebensfrische gesehen hatten!
Mittlerweile war die beglückende Nachricht verbreitet worden,
daß der Kaiser Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich zum Chef
des Regiments ernannt habe.
Vor dem Denkmal des heimgegangenen Kaiserlichen Dulders,
unseres sieghaften Feldherrn von Weißenburg und Wörth, erwiesen
wir mit freudigem Stolze unserm erlauchten Chef die erste Ehren—
bezeugung; und in Gemeinschaft mit dem nach der Feier an unserm
Festessen theilnehmenden Offizierkorps des hessischen Schwester—
Regiments brachten wir der Kaiserin das erste begeisterte Hurrah!
Das Schreiben Seiner Maiestät an seine erlauchte Mutter
aber lautete:
„Eure Kaiserliche und Königliche Majestät haben Mir
durch Ihre Theilnahme an der heutigen Feier der Enthüllung