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Seine Majestät schenkte dem Regiment an diesem Tage seine
Zeichnung: „Dem Andenken Kaiser Wilhelms des Großen“ sowie
einen zweiten Abdruck des Bildes „Niemand zu Liebe, Niemand zu
Leide“. Erstere wurde dem Offizierkasino Wiesbaden, letzterer dem—
jenigen in Homburg überwiesen.
Aber noch stand dem Regiment eine größere Freude bevor:
Der Kaiser hatte sich für den 20. Mai zum Frühstück im Offizier—
kasino in Wiesbaden angesagt. Er erschien um 1 Uhr in Begleitung
der Generale der Infanterie v. Plessen und v. Hahnke, des Obersten
v. Löwenfeld, Majors v. Boehn, sowie des Stabsarztes Ilberg und
ließ sich sämmtliche Offiziere des Regiments vorstellen, jedem Einzelnen
die Hand reichend. Bei der Tafel brachte der Kommandeur, unter
Erneuerung des Gelöbnisses unwandelbarer Treue, das Hurrah auf
Seine Majestät aus, worauf der Kaiser sich zu folgendem Trink—
spruche erhob:
„Mein lieber Oberst! Ich danke Ihnen für die freundlichen
Worte, die Sie soeben im Namen des Offizierkorps an Mich
gerichte haben. Als Ich seiner Zeit die Namen alter, vor—
nehmer Familien Regimentern Meiner Armee verlieh, war es
Mir eine besondere Freude, diesem tapferen Regiment den
Namen eines so ritterlichen und kühnen Mannes beizulegen.
Was ich neulich vom Regiment gesehen habe, bürgt Mir dafür,
daß es bestrebt ist, in seiner kriegsgemäßen Ausbildung
fortzuschreiten. Die vortreffliche Haltung und die edle, feste
Gesinnung des Offizierkorps dienen Mir als Garantie, daß
dasselbe alle Zeit den Namen des verdienten Generals
v. Gersdorff hochhalten wird. Ich rufe: »Das Offizierkorps
des Füsilier-Regiments von Gersdorff, Hurrah!«“
Der Kaiser hatte seinen Wagen schon erheblich früher bestellen
lassen, er blieb jedoch in heiterstem Gespräch noch bis 33/4 Uhr an
der Tafel und fuhr erst dann unter dem Jubel der inzwischen zu
vielen Hunderten angesammelten Volksmenge in das Königliche
Schloß zurück. Beim Verlassen des Saales klopfte der Kaiser dem
Hauptmann v. Vallet des Barres auf die Schulter und sagte: „Sie
können nach Hause gehen und sich Majors-Achselstücke anlegen!“
Der Stuhl, auf dem Seine Majestät gesessen, trägt jetzt in
Silber das W. II. mit der Kaiserkrone und ein Band mit dem
Datum 20. Mai 1897.