Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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Seine Majestät schenkte dem Regiment an diesem Tage seine 
Zeichnung: „Dem Andenken Kaiser Wilhelms des Großen“ sowie 
einen zweiten Abdruck des Bildes „Niemand zu Liebe, Niemand zu 
Leide“. Erstere wurde dem Offizierkasino Wiesbaden, letzterer dem— 
jenigen in Homburg überwiesen. 
Aber noch stand dem Regiment eine größere Freude bevor: 
Der Kaiser hatte sich für den 20. Mai zum Frühstück im Offizier— 
kasino in Wiesbaden angesagt. Er erschien um 1 Uhr in Begleitung 
der Generale der Infanterie v. Plessen und v. Hahnke, des Obersten 
v. Löwenfeld, Majors v. Boehn, sowie des Stabsarztes Ilberg und 
ließ sich sämmtliche Offiziere des Regiments vorstellen, jedem Einzelnen 
die Hand reichend. Bei der Tafel brachte der Kommandeur, unter 
Erneuerung des Gelöbnisses unwandelbarer Treue, das Hurrah auf 
Seine Majestät aus, worauf der Kaiser sich zu folgendem Trink— 
spruche erhob: 
„Mein lieber Oberst! Ich danke Ihnen für die freundlichen 
Worte, die Sie soeben im Namen des Offizierkorps an Mich 
gerichte haben. Als Ich seiner Zeit die Namen alter, vor— 
nehmer Familien Regimentern Meiner Armee verlieh, war es 
Mir eine besondere Freude, diesem tapferen Regiment den 
Namen eines so ritterlichen und kühnen Mannes beizulegen. 
Was ich neulich vom Regiment gesehen habe, bürgt Mir dafür, 
daß es bestrebt ist, in seiner kriegsgemäßen Ausbildung 
fortzuschreiten. Die vortreffliche Haltung und die edle, feste 
Gesinnung des Offizierkorps dienen Mir als Garantie, daß 
dasselbe alle Zeit den Namen des verdienten Generals 
v. Gersdorff hochhalten wird. Ich rufe: »Das Offizierkorps 
des Füsilier-Regiments von Gersdorff, Hurrah!«“ 
Der Kaiser hatte seinen Wagen schon erheblich früher bestellen 
lassen, er blieb jedoch in heiterstem Gespräch noch bis 33/4 Uhr an 
der Tafel und fuhr erst dann unter dem Jubel der inzwischen zu 
vielen Hunderten angesammelten Volksmenge in das Königliche 
Schloß zurück. Beim Verlassen des Saales klopfte der Kaiser dem 
Hauptmann v. Vallet des Barres auf die Schulter und sagte: „Sie 
können nach Hause gehen und sich Majors-Achselstücke anlegen!“ 
Der Stuhl, auf dem Seine Majestät gesessen, trägt jetzt in 
Silber das W. II. mit der Kaiserkrone und ein Band mit dem 
Datum 20. Mai 1897.
	        
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