Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

— 612 
Jufanterie-Regiments Nr. 95 sein schönes Offizierkasino in liebens— 
würdigster Weise zur Verfügung stellte. Die Brigademanöver fanden 
zwischen Koburg und Meiningen, die Divisionsmanöver nördlich 
Meiningen statt. Sodann überschritt die Division auf mehreren 
Marschstraßen den Thüringer Wald und erzwang den Austritt aus 
den von der 22. Division vertheidigten Defileen des Gebirges, wobei 
diesseitige Artillerie auf dem sagenumsponnenen Hörselberge auffuhr 
und unser Regiment am ganzen Kamm dieses Berges entlang 
marschirte. Der Rücktransport erfolgte von Eisenach aus. 
Laut A. K.O. vom 19. September wurde dem Füsilier Hünneckens, 
3. Kompagnie, für die von ihm mit Lebensgefahr ausgeführte Rettung 
eines Knaben vom Ertrinken im Rhein die Rettungs-Medaille am 
Bande verliehen. 
Am 16. Oktober fand in Homburg, in Gegenwart des Zaren— 
paares sowie der Kaiserin Friedrich und des Großherzogs von Hessen, die 
Grundsteinlegung zu einer „griechischen“ Kapelle statt. Das III. Bataillon 
bildete Spalier. Dem Bataillonskommandeur, Major v. Puttkamer, 
wurde der Stanislaus-Orden 2. Klasse verliehen. Zwei Tage 
darauf traf das russische Kaiserpaar auch in Wiesbaden zum Besuche 
der dortigen griechischen Kapelle ein. Aus den Mannschaften des 
l. und 1V. Bataillons wurden zwei Kompagnien — Hauptmann 
Harry v. Wright und Hauptmann Freiherr v. Diepenbroick-Grüter — 
gebildet, welcher unter Befehl des Majors v. der Leyen auf dem 
3 kmm langen Wege vom Bahnhof bis zur griechischen Kapelle 
Spalier bildeten. 
Am 19. Oktober erfolgte die Ankunft des Deutschen Kaiser— 
paares in Wiesbaden. Die Fahnen wurden durch eine zusammen— 
gestellte Kompagnie unter Hauptmann v. Vallet des Barres ins 
Schloß gebracht. Am 20. Oktober mittags holte Seine Majestät 
den Kaiser von Rußland am Bahnhofe ab. Hierzu war, ebenso wie 
für die Abfahrt, befohlen, daß die Garnisonen Wiesbaden und Biebrich 
vom Schloß bis zum Bahnhofe Spalier bilden sollten. Es war 
ein erhebender Moment, die beiden mächtigsten Herrscher der Welt 
Seite an Seite durch die herrlich geschmückte Wilhelmstraße ein— 
fahren zu sehen. 
Am 21. Oktober reisten Ihre Majestäten wieder ab. Tags 
zuvor hatte der Kaiser die Gnade gehabt, dem Regiment einen Ab— 
druck seiner Zeichnung: „Niemand zu Liebe, Niemand zu Leide!“ 
mit eigenhändiger Namenschiffre und Datum zu schenken.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.