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Beim abendlichen Abstieg nach Aßmannshausen hallte der weite
Wald wieder von begeisterten Gesängen, die von jubelnden Hurrahs
unterbrochen wurden, sobald durch irgend eine Waldlichtung ein
Stück des edlen Rhein-Stromes sichtbar ward. Nach einem nicht
ganz einwandfreien Parademarsch wurden in Aßmannshausen die
Schiffe bestiegen, die das Regiment am späten Abend nach Mainz
zurückbrachten. Beim Regiment selbst stand leider kein einziger
Offizier mehr, der in seinen Reihen den Feldzug mitgemacht hatte.
Die Letzten hatten uns noch vor Kurzem verlassen: Major Nowina
v. Art (Franz) nach 25jähriger Zugehörigkeit im Februar, Major
v. Henning auf Schönhoff nach 27 Jahren im Mai und Hauptmann
v. Pawlowski, der uns 25 Jahre angehört hatte, im Juni. Des
Letzteren fröhliche Stimme beim Anstimmen kräftiger Rundgesänge
wurde später noch oft vermißt. Nur Zahlmeister Wagner des
II. Bataillons und Musikdirigent Münch zählten als Feldzug—
theilnehmer noch zu den Unseren.
Im Mai waren zum ersten Male drei Bataillone des Regiments
gleichzeitig zur Bataillonsausbildung im Griesheimer Lager unter—
gebracht.
Im Juli war Hauptmann Heymons, der sich bei früherer
Verwendung in Ostafrika die besondere Werthschätzung des Gouverneurs
v. Wissmann erworben hatte, auf ausdrücklichen Wunsch des Letzteren
zwecks erneuter Verwendung in Ostafrika zum Auswärtigen Amt
kommandirt worden. Im Jahre 1896 wurde er wieder einrangirt,
nachdem er sich den Rothen Adler-Orden 4. Klasse und den
sansibaritischen Orden vom strahlenden Stern erworben hatte. Der
Kronen-⸗Orden 4. Klasse mit den Schwertern war ihm schon im
Jahre 1890 für Auszeichnung im Gefecht bei Kisanga verliehen
worden.
Am 18. August schieden die Lieutenants Herrmann und v. Lettow⸗
Vorbeck (Friedrich) behufs Uebertritts in chilenische Dienste aus.
Von ihnen wurde der Letztere im Jahre 1896 wieder einrangirt.
Lieutenant Herrmann füllte, trotz zu überwindenden großen Wider—
standes, seine dortige Stellung als Kommandeur der Unteroffizier⸗
schule in Santiago mit solcher Auszeichnung aus, daß er nach
kurzer Zeit zum chilenischen Major und nach kaum vierjähriger
Wirksamkeit zum Oberstlieutenant befördert wurde.
Am 26. August wurde der 42. Infanterie-Brigade die Aus—
zeichnung zu Theil, von dem Kaiser auf dem großen Sand bei
Geschichte des Füs. Regts. von Gersdorff (Hess.) Nr. 80. 39