305
kommen auf. Auf besondere Empfehlung des Regimentskommandeurs,
Oberst v. Weise, hin wurde ihm noch das Allgemeine Ehrenzeichen
in Gold verliehen.
Im Juni wurde unser hochverehrter Divisionskommandeur,
Generallieutenant v. Goetze, an die Spitze des VII. Armeekorps
berufen und durch den Generallieutenant v. Roon, bisherigen
Kommandeur der 37. Infanterie-Brigade, ersetzt.
Zum Regiments- und Brigade-⸗Exerziren war das Regiment in
den Ortschaften nördlich Frankfurt a. M. untergebracht. Die Manöver
fanden im Allgemeinen zwischen Taunus und Nidda statt.
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich traf am 20. September
in Homburg ein,x) und am 14. Oktober erwies Prinz Heinrich dem
Offizierkorps die Ehre, einen Abend im Homburger Kasino zuzubringen.
Eine Folge der Neuformation war die Verlegung des III. Ba—
taillons Regiments Nr. 87 nach Hanau. Hier hatte nun das
II. Bataillon unseres Regiments die Hälfte der Kaserne für diesen
Truppentheil einzuräumen. Es trat somit der seltene Fall ein, daß
zwei Bataillone verschiedener Regimenter in ein und derselben
Kaserne lagen, und daß die Offiziere des III. Bataillons Regiments
Nr. 87 in unseren Kasinoräumen gewissermaßen zu Gast waren.
Dabei fehlte es an einem über beiden Theilen stehenden, unpar—
teiischen Garnison-Aeltesten; dieses Amt kam immer dem jeweilig
ältesten der beiden Bataillonskommandeure zu. Es muß als ein
sehr gutes Zeichen für beide Truppentheile angesehen werden, daß
sie in dieser Weise 31/. Jahre nebeneinander gewaltet haben, ohne
daß auch nur die leiseste Trübung der vortrefflichen Beziehungen
vorgekommen wäre. Es wurde recht gute Kameradschaft gehalten,
und namentlich im Offizierkasino herrschte ein frisches, fröhliches
Treiben. Die für feierliche Veranlassungen gegründete „Hauskapelle“,
bestehend aus Klavier, Trommel, Glockenspiel, Triangel und einer
großen Anzahl jener Riesen-Papptrompeten, denen man durch Hinein⸗
singen geradezu überirdische Töne zu entlocken vermochte, bildete den
Stolz der gesammten Kasinogesellschaft und namentlich ihres Diri—
genten. Aber wehe dem Unglücklichen, dem man durch Vorführung
ihrer Glanzleistungen, wie z. B. des Armeemarsches Nr. 113. eine
besondere Ehrung zudachte!
*) Prinzeß Margarethe hatte sich am 25. Januar mit Prinz Friedrich Carl
oon Hessen, jüngerem Bruder des Landgrafen Alexander von Hessen, vermählt.