Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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kommen auf. Auf besondere Empfehlung des Regimentskommandeurs, 
Oberst v. Weise, hin wurde ihm noch das Allgemeine Ehrenzeichen 
in Gold verliehen. 
Im Juni wurde unser hochverehrter Divisionskommandeur, 
Generallieutenant v. Goetze, an die Spitze des VII. Armeekorps 
berufen und durch den Generallieutenant v. Roon, bisherigen 
Kommandeur der 37. Infanterie-Brigade, ersetzt. 
Zum Regiments- und Brigade-⸗Exerziren war das Regiment in 
den Ortschaften nördlich Frankfurt a. M. untergebracht. Die Manöver 
fanden im Allgemeinen zwischen Taunus und Nidda statt. 
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich traf am 20. September 
in Homburg ein,x) und am 14. Oktober erwies Prinz Heinrich dem 
Offizierkorps die Ehre, einen Abend im Homburger Kasino zuzubringen. 
Eine Folge der Neuformation war die Verlegung des III. Ba— 
taillons Regiments Nr. 87 nach Hanau. Hier hatte nun das 
II. Bataillon unseres Regiments die Hälfte der Kaserne für diesen 
Truppentheil einzuräumen. Es trat somit der seltene Fall ein, daß 
zwei Bataillone verschiedener Regimenter in ein und derselben 
Kaserne lagen, und daß die Offiziere des III. Bataillons Regiments 
Nr. 87 in unseren Kasinoräumen gewissermaßen zu Gast waren. 
Dabei fehlte es an einem über beiden Theilen stehenden, unpar— 
teiischen Garnison-Aeltesten; dieses Amt kam immer dem jeweilig 
ältesten der beiden Bataillonskommandeure zu. Es muß als ein 
sehr gutes Zeichen für beide Truppentheile angesehen werden, daß 
sie in dieser Weise 31/. Jahre nebeneinander gewaltet haben, ohne 
daß auch nur die leiseste Trübung der vortrefflichen Beziehungen 
vorgekommen wäre. Es wurde recht gute Kameradschaft gehalten, 
und namentlich im Offizierkasino herrschte ein frisches, fröhliches 
Treiben. Die für feierliche Veranlassungen gegründete „Hauskapelle“, 
bestehend aus Klavier, Trommel, Glockenspiel, Triangel und einer 
großen Anzahl jener Riesen-Papptrompeten, denen man durch Hinein⸗ 
singen geradezu überirdische Töne zu entlocken vermochte, bildete den 
Stolz der gesammten Kasinogesellschaft und namentlich ihres Diri— 
genten. Aber wehe dem Unglücklichen, dem man durch Vorführung 
ihrer Glanzleistungen, wie z. B. des Armeemarsches Nr. 113. eine 
besondere Ehrung zudachte! 
*) Prinzeß Margarethe hatte sich am 25. Januar mit Prinz Friedrich Carl 
oon Hessen, jüngerem Bruder des Landgrafen Alexander von Hessen, vermählt.
	        
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