Full text: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900

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1892. 
Beim Ordensfest erhielten Hauptmann Jobst und Oberstabsarzt 
Dr. Brodführer den Rothen Adler-Orden 4. Klasse. 
Im Maärz verschied ganz unerwartet unser Generalinspekteur, 
der Großherzog Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt. Sämmttliche 
Offiziere der Armee legten auf Allerhöchsten Befehl dreitägige 
Trauer an. An seiner Stelle wurde später General-Feldmarschall 
Graf v. Blumenthal zum Generalinspekteur der dritten Armee— 
Inspektion ernannt. 
Einen Monat später traf die ebenso unerwartete Trauerkunde 
ein, daß unser Brigadekommandeur, Generalmajor Naglo, nach 
furzem Kranksein einem Schlaganfall erlegen sei. 
Fast zu gleicher Zeit ereilte uns die Nachricht von dem Tode 
des als Lehrer zur Kriegsschule Neiße kommandirten Hauptmanns 
Koehlau, eines Offiziers von hoher Begabung und regem Geiste, 
dem vermöge seiner vielseitigen Veranlagung, seiner ritterlichen Er— 
scheinung und seines gewinnenden Wesens eine glänzende Laufbahn 
bevorzustehen schien. Er hatte 19 Jahre lang dem Regiment an— 
gehört, das seinen Verlust aufs Tiefste beklagte. 
Am 17. Mai wurde Oberst Frhr. v. Meerscheidt-Hüllessem, 
bisher Kommandeur des Infanterie-Regiments Graf Bülow 
o. Dennewitz, zum Kommandeur der 42. Infanterie-Brigade ernannt. 
Im folgenden Monat verließ uns unser geliebter, ritterlicher 
Kommandeur Oberst v. Gersdorff, um das Kommando der 41. In— 
fanterie-Brigade zu übernehmen. Er hinterlegte bei seinem Scheiden 
die Summe von 1000 Mark zur Gründung eines Silberfonds. 
Mehrere Jahre später trafen wiederum 1000 Mark ein, von einem 
anonymen Sender mit aus den Regimentsakten wohlbekannter Hand— 
schrift für den gleichen Zweck bestimmt. 
Mit ihm schied Major Wagner aus dem Regiment, der vorletzte 
der Offiziere, die ihm seit 1866 angehört hatten, ebenso der Feldwebel 
Schloß, der letzte der kurhessischen Unteroffiziere. Mit Ein— 
rechnung dreier Kriegsjahre hatte dieser eine Dienstzeit von 36 Jahren 
zurückgelegt und sich das Eiserne Kreuz 2. Klasse, sowie das All— 
gemeine Ehrenzeichen in Gold erworben. 22 Jahre lang hatte er 
die Geschäfte des Feldwebels der 8. Kompagnie in immer gleicher 
Strammheit und körperlicher Rüstigkeit versehen, im wahren Sinn 
des Wortes ein Muster-Feldwebel. Endlich wurde Feldwebel 
Matter der 6. Kompagnie nach 20jähriger Dienstzeit pensionirt.
	        
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