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Zum Abschied wurde dem General von den Offizieren des
Armeekorps ein künstlerisch ausgestattetes Album überreicht, welches
Bilder aus den zahlreichen — damals nicht weniger als 39 —
Garnisonen des Korpsbereichs enthielt. Zum Dank übersandte er
jedem Regiment des Armeekorps sein Bildniß.
Auf Befehl Seiner Majestät legten die Offiziere des Armee—
korps für den Verstorbenen dreitägige Trauer an. Zu seinem Nach—
folger wurde der bisherige kommandirende General des IV. Armee—
korps, General der Infanterie v. Grolman, ernaunt.
In diesem Jahre verließen das Regiment Major v. Appell,
welcher ihm 22 Jahre lang als echter Kurhesse, und Hauptmann
Dechend, welcher ihm 18 Jahre lang angehört hatte, endlich Haupt—
mann v. Tschudi nach 19jähriger Zugehörigkeit.
Die mehrfachen Neuformationen hatten einen fühlbaren Mangel
an Offizieren zur Folge gehabt; namentlich trat dies bei unserm
Regiment in die Erscheinung, welches ein 1V. Bataillon formirt
hatte, ohne daß sich hierdurch eine größere Anzahl von Junkern zum
Eintritt gemeldet hätte als zuvor. Zeitweise hatte das Regiment
10 Offiziervakanzen. Aushülfe wurde hier geschaffen in erster Linie
durch die 1889 errichteten Offizierdienstthuerstellen. Diese Stellen,
im Verein mit den Abgaben an die Neuformationen, beschleunigten
die Unteroffizierbeförderung derart, daß die jüngsten Sergeanten sich
damals kaum zwei Jahre in der Unteroffizierstellung befunden hatten.
Allmählich füllten sich dann die Offizierfehlstellen, als die im Jahre
1890 erlassene Verfügung über die beschleunigte Ausbildung des
Offizierersatzes wirksam wurde.
Am 14. April traf die Kaiserin Friedrich in Begleitung der
Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe zum ersten mehr—
monatlichen Aufenthalt im Homburger Schlosse ein. Es begannen
in diesem Jahre die Arbeiten für den Bau des herrlichen Schlosses
Friedrichshof bei Cronberg. Bei diesen bis zur Fertigstellung jenes
Schlosses alljährlich sich wiederholenden, sowie auch bei gelegentlichen
späteren Besuchen von Schloß Friedrichshof aus, bewegten sich die
Kaiserlichen Herrschaften ohne jede Begleitung auf den Straßen und
in den Promenaden Homburgs, so daß der Vorübergehende dieselben
oft erst im letzten Augenblick bemerken konnte. Wenn man des
Morgens zum Dienste ritt, begegnete man häufig der vom Morgen—
ritt bereits heimkehrenden Kaiserin, und oft richtete dieselbe dann
huldvolle Worte an die ihr begegnenden Offiziere.